Rheinland-Pfalz

Ludwigshafen-Vorderpfalz
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Lob und Kritik für Innenstadtkonzept der Stadt vom VCD

Der VCD lobt die angestrebten Ziele des von den Planungsbüros und der Stadtverwaltung vorgelegten Integrierten Stadtentwicklungskonzept für den Stadtteil Mitte. Gleichzeitig kritisieren wir aber Teile des Konzepts und die stellenweise vagen Formulierungen. Der VCD VCD fordert eine schnelle Umsetzung aller schon möglichen Maßnahmen.

Als VCD loben wir die Stadtverwaltung für das vorgelegte Entwicklungskonzept für den Stadtteil Mitte. Die darin anvisierten Ziele für die Bereiche Mobilität, Grünflächen und Plätze sind sehr ähnlich denen des von BUND und VCD Ludwigshafen vorgelegten Verkehrskonzepts für die Stadtteile Mitte und Süd.

BUND und VCD forderten mehr Flächen und Plätze für Menschen und Grün und bessere Bedingungen für Fuß- und Radverkehr. Das soll durch das Unterbinden von Durchgangsverkehr durch Wohnquartiere erreicht werden. Die Fußgängerzonen sollen bestehen bleiben. Kraftfahrzeuge müssen unserer Ansicht nach aus den Wohnquartieren in Parkhäuser verlagert werden und insgesamt sei eine geringere Anzahl an Autos angestrebt. Erreichen wollen wir das mit der Förderung von Fuß- und Radverkehr, Öffentlichem Verkehr und CarSharing. Freiwerdende Flächen sollen begrünt oder den Bürger:innen in Form von Plätzen mit hoher Aufenthaltsqualität zurückgegeben werden.

Das von der Stadtverwaltung vorgelegte Integrierte Stadtentwicklungskonzept für den Stadtteil Mitte nennt ähnliche Ziele:

Superblocks mit Reduzierung des Durchgangsverkehrs, Aufwertung von Grünflächen und Plätzen, die Vernetzung von Grünräumen und mehr Straßen für „Aktive Mobilität“, womit Fuß- und Radverkehr gemeint ist. Parkende Autos von Besuchern und Pendlern sollen vermehrt aus den Straßen herausgenommen werden und in Parkhäusern stehen und alle Parkplätze im öffentlichen Raum sollen bewirtschaftet werden.

Trotz der richtigen Ziele bemängeln wir Teile des städtischen Konzepts wie beispielsweise die allgemeinen und sehr vagen Formulierungen. Zum Beispiel fehlt der Begriff Fußgängerzone, stattdessen wird von „Nachbarschaftsboulevard“ gesprochen. Es bleibt unklar, ob dort Autos parken können. Laut den Plänen soll in den vorhandenen Fußgängerzonen der Radverkehr gestärkt werden. Das lehnt der VCD ab. „Der Fußverkehr als umweltfreundlichste Verkehrsart hat es verdient, gestärkt zu werden. Das tut man nicht, indem man Flächen von Fußgänger:innen für den Radverkehr wegnimmt“, erklärt der Vorsitzende Helmut Buchholz die Gründe. „Wer Autoverkehr und Stellflächen ernsthaft reduziert, schafft damit genügend Flächen für sicheren Radverkehr“, meint er. Auch bei den für „Aktive Mobilität“ vorgesehenen Straßen bleibt für den Verkehrsclub einiges unklar, denn zum darin vorkommenden Autoverkehr wird wenig gesagt.

Was ebenfalls zu kurz kommt, sind konkrete Aussagen zur Vernetzung der Fuß- und Radwege zu den Nachbarstadtteilen Süd und Nord und Aussagen dazu, ob Autos dort fahren dürfen oder nicht. Da bleiben die Pläne unvollständig und deswegen mangelhaft, zudem die Planungen für die Helmut-Kohl-Allee im Planfeststellungsverfahren vom VCD wegen der massiven Benachteiligung des Fuß- und Radverkehrs bemängelt werden.

Für den VCD ist es verwirrend, wenn von Superblocks gesprochen wird. So wie die Blocks ohne weitere Erläuterung eingezeichnet sind, handelt es sich um Miniblöckchen und es bleibt für große Bereiche unklar, in welchen momentan vorhandenen Straßen Autoverkehr zukünftig in welcher Form reduziert werden soll. In Barcelona wurden Superblocks zur Verkehrsberuhigung und Aufwertung des Wohnumfeldes eingeführt. In den Superblocks ist nur jede dritte Straße für den Autoverkehr durchgehend befahrbar. In den restlichen Straßen haben Fußgänger:innen und Radfahrer:innen Vorrang vor geduldeten Autos, die höchsten 10 Stundenkilometer schnell fahren dürfen. Die Superblocks sind in Barcelona ein großer Erfolg und werden weltweit nachgeahmt.

Die geplante Bewirtschaftung aller Stellplätze begrüßen wir. Es ist aber kritisch anzumerken, dass sich das in der Theorie zwar gut anhört, in der Praxis aber auch umgesetzt werden muss. Die Stadt erklärte erst kürzlich, dass sie die Fußgängerzonen mit dem vorhandenen Personal nicht kontrollieren kann, was man anhand der Autos in der Fußgängerzone täglich in Augenschein nehmen kann. „Wie muss man sich dann eine Bewirtschaftung aller Parkplätze vorstellen“, fragt VCD-Vorstand Dieter Netter. „Werden am Ende nur die Anständigen zahlen und der Rest kann sich auf ausbleibende Kontrollen verlassen?“ Ein Parkkonzept macht nur Sinn, wenn man auch die Überwachung gewährleisten kann. Deswegen gehört zu einem Parkkonzept auch ein Konzept, wie die Einhaltung konkret überwacht werden soll, sonst bleibt es bei schönen Worten.

Nicht zuletzt wird die Umsetzung des Konzepts bedauernswerterweise von den Fortschritten bei der Herstellung des Ersatzes für die Hochstraßen Süd und Nord abhängig gemacht. Nch Meinung des VCD ist diese überdimensioniert geplant für eine Mobilität der Zukunft, bei der viel mehr Menschen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Rad mobil sein sollen.

Das Fazit zum integrierten Entwicklungskonzept der Stadt für den VCD Ludwigshafen zieht der Vorsitzende Helmut Buchholz:

„Die groben Ziele gehen in die richtige Richtung. Es muss mehr Platz für die Menschen und für umweltfreundliche Verkehrsarten geschaffen werden. Im Einzelnen bleiben die Pläne aber noch zu vage und sind unvollständig. Und zwar ausgerechnet dort, wo man vermuten muss, dass alte Pläne durchgesetzt werden sollen und nur mit neuen schönen Worten umschrieben sind. Außerdem sind wir uns sicher, dass man viele verkehrsberuhigende Maßnahmen schon kostengünstig umsetzen kann und nicht warten muss, bis es Ersatz für die Hochstraßen gibt. Der VCD wird weiter für eine deutlichere Verkehrswende in Ludwigshafen werben.“

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