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Fahrradtipps für den Winter: Sicher durch die dunkle Jahreszeit

Wie kann man das Alltagsradeln fortführen, auch wenn es draußen ungemütlicher wird? Wie muss die Ausstattung beschaffen sein, dass man die kühle Frische auch genießen kann, dass wir mit Wind, Wetter und auch der Kälte dem Winterblues tschüss sagen?

Wir geben hier also keine Tipps für Hardcore-Sportradler, die lassen sich im Netz finden. Motto „im letzten Winter bin ich bei -18 °C in die Karpaten gefahren ...“ (https://www.youtube.com/watch?v=U4Wnpe81N-U

Infos für Winter-Sportradlerinnen eher in hiesigen Gefilden liefert das ebenfalls instruktive Videio https://www.youtube.com/watch?v=nZCuH8agTLI 

Was ist nun also wichtig, wenn Du im Alltag bei winterlichen Bedingungen radeln willst?

  1. Oberbekleidung: Das ist natürlich auch Typsache. Warm anziehen – klar. Aber nicht zu viel, so dass man den Spaß an der Bewegung verliert oder bald schweißgebadet ist. Wichtig vor allem ist die Winddichtigkeit der Oberbekleidung. Die Luftpolster am Körper bewirken die Wärmeisolation. Sie werden optimiert durch ein „Zwiebelsystem“. Mehrere dünne Schichten von Kleidung erlauben sich den Umständen anzupassen. Sie müssen so eng anliegen, dass die kalte Luft nicht in Zwischenräume einströmt. Wenn es regnerisch ist, wehrt ein Regenponcho oder auf längeren Strecken Regenjacke und -hose die Nässe ab.
  2. Der Kopf: Fahrradhelme sind jetzt erst recht von Bedeutung, weil es bei Glätte und Nässe eher zu einem Sturz kommen kann. Helme verfügen üblicherweise über Lüftungsschlitze, die für einen frischen Luftzug sorgen, damit der Kopf im Sommer nicht überhitzt. Bei kühleren Temperaturen sollte diese Luftzufuhr unterbleiben. Dafür sind dünne Unterziehmützen unter dem Helm oder Helmüberzüge (oft auch reflektierend) oder beides kombiniert wichtig. Stirn und Ohren überdeckende Bänder können für einen Schutz der Stirnhöhlen und der Ohren sorgen. Sturmmützen oder Masken halten auch Mund- und Kinnpartie warm, führen allerdings bei Brillenträgern leicht zu beschlagenen Gläsern und schlechter Sicht.
  1. Die Hände: Die Hände können leicht zur größten Schwachstelle werden. Sie müssen in ziemlich starrer Position den Lenker halten, gelegentlich Brems- und Schalthebel betätigen und sind ständig dem kühlen Fahrtwind ausgesetzt. Handschuhe sind schon bei kühlen Temperaturen für die meisten Menschen Pflicht. Wenn es ernst mit der Kälte wird, gibt es verschiedene Mittel, die Hände dennoch warm zu halten. Damit die Finger sich aneinander wärmen können, aber Brems- und Schalthebel noch bedient werden können, helfen nicht zu dicke Fäustlinge, die es auch in der Variante gibt, dass der Fingerraum zweigeteilt ist, so dass Greifen noch gut funktioniert. Dünne zusätzliche Unterziehhandschuhe helfen auch. Interessant sind auch Wärmepads zum Einlegen in die Handschuhe. Heute vorzugsweise in der Variante, dass ein Pad eine spezielle kleine Powerbank ist, die über USB geladen wird und dann viele Stunden im Modus Wärmeabgabe betrieben werden kann. Das Bild zeigt eine weitere Lösung, die Umhüllung von Hand und Lenker mit einem Muff, der einen gemütlichen Innenraum für die Hand schafft.
  1. Bereifung der Räder: Die Überprüfung der Fahrradmantels ist immer sinnvoll, er wird allmählich spröde und rissig, was für die Haltbarkeit im Winter besonders ungünstig ist. Nicht anders als beim Auto mindert ein hoher Luftdruck im Reifen die Haftung auf der Straße und erleichtert spürbar das Fahren. Die meisten Reifen heute vertragen (am Mantel außen ablesbar, wenn auch oft mühsam) fünf bis sechs Bar Luftdruck. Den kriegt man mit der beim Rad mitgelieferten Standardpumpe gar nicht drauf. Aber im Winter, sobald Glätte droht, will man nicht primär das Tempo erhöhen, sondern braucht vor allem gute Bodenhaftung. Daher den Luftdruck eher auf etwa den minimalen Luftdruck (wieder laut Reifenbeschriftung, meistens ca. drei Bar) vermindern. Es gibt auch Fahrradmäntel mit Spikes. Sie erhöhen deutlich die Haftung auf Schnee und Eis, aber auch nur dort, und sie sind problematisch, wenn auf den Straßen der normale Bodenbelag schon wieder zum Vorschein kommt.
  2. Beleuchtung: Gut funktionierendes Licht ist entscheidend, um in der dunkleren Jahreszeit gesehen zu werden. Am besten wird es mit einem Nabendynamo betrieben. Der liefert Strom, wenn das Rad sich dreht, und rutscht nicht bei Schnee oder schon bei Regen durch, wie die älteren Dynamos, bei denen eine Rolle auf dem Rad lief. Per Batterie oder Akku versorgte Lampen sind auch gut. Man muss dann natürlich darauf achten, dass der Ladezustand ausreicht. Im übrigen erhöhen reflektierende Warnwesten oder -jacken die Sichtbarkeit ungemein, das geht dann auch ohne Strom.
  3. Wartung: Bewegliche Teile, vor allem die Kette mit ihren Gliedern, sollten im Winter häufiger geölt werden, da sie ohnehin bei Kälte schwergängiger sind und Nässe und Streumittel das pure Metall angreifen. Aber Vorsicht, kein Öl auf die Bremsen bringen und das Öl generell sparsam aufbringen. Auch die Bremsen müssen optimal eingestellt sein, da der Bremsweg bei Nässe deutlich länger ist. Bremsen ggfs. mit dem Drehrrädchen nachstellen, Bremsbeläge bei Bedarf auswechseln (lassen).
  4. Fahrweise: Bei Glättegefahr langsam in die Kurven fahren. Abruptes Bremsen unbedingt vermeiden und vorausschauend vorsichtig das Tempo vermindern. Den Sattel niedriger stellen, so dass man auch leichter absteigen kann.
  5. E-Bikes: Elektrorad-Fahrer:innen sollten beim Akku folgendes beachten. Bei Temperaturen unter zehn Grad verliert er an Kapazität, die Reichweite verringert sich um bis zu 40 Prozent. Wenn es möglich ist, nach jeder Fahrt im Winter den Akku abnehmen und ins Büro oder die Wohnung bringen. Es empfiehlt sich zudem, den Akku in Dämmstoffe wie Neopren einzupacken, denn auch während der Fahrt ist er der Kälte ausgesetzt.
  6. Frostpendeln: Wer noch etwas zusätzliche Motivation gebrauchen kann: Auf der Seite Frostpendeln.de können Radfahrer*innen alle Streckenkilometer eintragen, die sie zwischen November und Februar zurücklegen. Alle gesammelten Strecken werden zusammengezählt und machen auf diese Weise eindrucksvoll sichtbar, wie viele Menschen auch im Winter Radfahren.
  7. Gesellschaftliche Aufgabe: Das war bis jetzt der individuelle Umgang mit Kälte, Schnee und Eis. Aber für das funktionierende Alltagsradel im Winter ist es auf Dauer unverzichtbar, dass die politischen Ziele neu gesetzt werden. Winterräumung von Hauptradrouten muss, gerade wenn die Routen auf Auto-Nebenstrecken verlaufen, prioritär werden, weil dem Rad die Stabilität des vierrädrigen Fahrzeugs fehlt. Auch hier gilt: Kopenhagen macht es vor. Und das Engagement mit dem und im VCD ist gefordert, damit auch in den Kommunen hierzulande das Umdenken stattfindet.

    (RR/CB)

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