Rheinland-Pfalz

Radfahren im ländlichen Raum

im Nachbarland Frankreich und bei uns

Bis in die 1970er Jahre gehörte Radfahren auf dem Land zum Alltag. Mit steigenden Einkommen, immer erschwinglicheren Automobilen und das Auto begünstigender Verkehrspolitik änderten sich die Gewohnheiten. Doch das Potential fürs Radfahren auf dem Land ist nach wie vor hoch – und langsam wird es wieder entdeckt, bei uns – und auch im Nachbarland Frankreich.

Ein Artikel des französischen Online Magazin „The conversation“ geht der Frage nach, ob es auf dem Land überhaupt, abgesehen von Touristen und „militanten“ Radelnden, (wieder) Menschen gibt, die im Alltag Rad fahren, bzw. wer sie sind. Denn in Frankreich ist es nicht anders als bei uns im „ländlichen Raum“. Alles scheint heute für das Auto wie geschaffen, fürs Auto wird alles gemacht. Nicht nur legen Landbewohner:innen täglich doppelt so weite Strecken zurück wie Stadtmenschen, auch die Verbindungs- und Durchgangsstraßen zwischen und in den Dörfern sind inzwischen nur fürs Auto konstruiert. 80% aller Fahrten werden auf dem Land daher mit dem Auto absolviert. 

Doch auf dem Land sind auch in Frankreich fast die Hälfte der zurückgelegten Strecken kürzer als 5 km, die Strecken liegen oft innerhalb einer Ortschaft oder sind nur der Weg zum Nachbarort. 

Bei solchen Distanzen ist das Auto nicht schneller als ein Fahrrad oder ein Pedelec. Die Elektroräder, die sich auch in Frankreich großer Beliebtheit bei aktiven Rentnerinnen und Rentnern erfreuen, machen die Höhenunterschiede in hügeligen Regionen irrelevant. Für die Entscheidung für die Nutzung des Fahrrads hat der französische Autor vor allem drei Begründungen erfahren: Radfahren ist wirtschaftlich, ist ökologisch, ist gut für die Gesundheit. Auch in Frankreich wird zwischen den Ortschaften für den Radverkehr das sekundäre Wegenetz bevorzugt. Bei uns sind das die Wirtschaftswege, bei denen die Landwirtschaft sich im Konflikt mit den Radfahrinteressen sieht.

Nur wenige Radfahrende verzichten dabei gänzlich auf ein Auto; der komplette Umstieg wird oft als schwierig angesehen. Das Fahrrad ist meist nicht mehr das universelle Verkehrsmittel, das es war, sondern man nutzt es, wenn die Bedingungen günstig sind: mildes Wetter, genügend Zeit usw. Andere wiederum denken aber auch in Frankreich radikaler über ihren Lebensstil nach, entscheiden sich für „Entschleunigung“ und legen Fahrten hauptsächlich mit dem Fahrrad zurück. 

Wobei die eVelo2-Studie der TU Kaiserslautern. gezeigt hat, dass, wenn in Rheinland-Pfalz die Bahnstationen gut bedient würden und überall kurze Radstrecken auf sicheren Wegen zurückgelegt werden könnten, ein sehr hoher Anteil der Alltagswege mit einer Kombination von Rad und Bahn bewältigbar wären. Dass wäre die Vision des VCD für eine wirkliche Verkehrswende. Immerhin haben wir in Rheinland-Pfalz noch ein überkommenes, relativ gutes Schienennetz, das natürlich dichter bedient oder zum Teil überhaupt erst reaktiviert werden müsste.

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