Rheinland-Pfalz

Landesverband Rheinland-Pfalz, Klimaschutz

Verkehrswende im ländlichen Raum ist möglich

In den ländlich geprägten Teilen von Rheinland-Pfalz nutzen die Menschen im Alltagsverkehr vorwiegend den Pkw, um mobil zu sein. Dieser Satz lässt sich beinah umkehren: Der Raum, wo man gefühlt nur mit dem Auto unterwegs sein kann, wird als ländlich wahrgenommen. Dass die Verkehrswende auch hier möglich ist, zeigt die eVelo2-Studie der TU Kaiserslautern.

Unser Bundesland ist Spitzenreiter aller Bundesländer in Hinblick auf den Pkw-Besitz pro Haushalt. 84 % aller Haushalte sind in Besitz eines oder sogar mehrerer Pkws. Gleichzeitig  ist auch der Trend zum Pedelec in Rheinland-Pfalz angekommen, 7 %  besitzen mindestens ein Pedelec. (Bundesdurchschnitt: 6 %).1

Hier besteht ein großes Umstiegs-Potential vom Auto aufs Pedelec, vor allem im Hinblick auf tägliche, überwiegend kurze Fahrten. Denn viele Pkw-Fahrten in ländlichen Regionen sind weniger als zehn Kilometer lang, die durchschnittliche Entfernung der Pkw-Fahrten/Tag unter zehn Kilometern beträgt sogar nur 2,66 km.2 

Das eVelo 2-Projekt des Instituts für Mobilität und Verkehr (imove) an der TU Kaiserslautern, durchgeführt im Auftrag des Wirtschaftsministeriums, hat untersucht, inwiefern die Pedelec-Nutzung eine Ergänzung oder Alternative zum motorisierten Individualverkehr (MIV) darstellen kann, z.B. im Hinblick auf die Erreichbarkeit von Bahn-Halten.

Fahrten bis 10 km Wegelänge sind mit dem Auto nicht schneller als mit dem Pedelec. Wenn man die immer noch relativ gute Erschließung des Bundeslandes mit Bahnstrecken berücksichtigt, zeigt sich, dass das Zusammenspiel der Nutzung von Pedelecs und des Schienenpersonenverkehrs (SPNV) die notwendige Verkehrswende kräftig voranbringen kann.

Die folgende Ergebnisgraphik aus dem Projekt führt vor Augen, dass große Teile des Bundeslandes in der Pedelec-Erreichbarkeit von SPNV-Halten liegen (höchstens 8 km Luftlinienentfernung entsprechend circa 10 km Wegestrecke). Im linken Teil der Graphik ist das derzeitige SPNV-Netz dargestellt, im rechten sind die Pedelec-Einzugsbereiche orange eingefärbt:

 

Schon der visuelle Flächenanteil beeindruckt. Noch deutlicher fällt der Anteil an der Bevölkerung von Rheinland-Pfalz in den erreichbaren Flächen aus: Laut der Berechnung des eVelo2-Projekts wohnen knapp 90% der Rheinland-Pfälzer:innen so nahe an einem SPNV-Halt, dass sie diesen mit dem Pedelec gut anfahren könnten.

Dies zeigt:  Ein intermodales System aus Rad- und Bahnverkehr, also die Kombination der umweltfreundlichen Verkehrsträger für den Weg von A nach B, kann, mit einer konsequenten Förderung des Bahnverkehrs und des Angebots für den Rad- und Pedelec-Verkehr als tatsächliche und praktikable Alternative zum Kfz ausgebaut werden – auch und gerade in vielen sog. ländlichen Bereichen des Landes!

  • Dafür müssem im Straßenverkehrsbereich attraktive, sicher zu befahrende, ganzjährig nutzbare lokale Radnetze ausgerichtet auf die Bahnhalte auf- und ausgebaut werden.
  • Gleichzeitig müssen die Bahnhalte zu guten Mobilitätsstationen entwickelt werden, an denen Standardfahrräder, Pedelecs und Lastenräder sicher abgestellt werden können, in einem auch gefühlt sicheren und attraktiven Umfeld.
  • Eine Selbstverständlickeit muss sein, dass die tatsächlich noch existierenden Bahnstrecken mit kurzem Takt ganztägig befahren werden. Die Reaktivierung alter Bahnstrecken kann zusätzliches Potential erschließen.

Eine wirkliche Verkehrswende kommt nicht durch den Ersatz von SUVs durch E-SUVs zustande, den die Kfz-Industrie propagiert, sondern durch ein flächendeckendes intermodales Verkehrssystem – auch in ländlich geprägten Regionen.

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  1. Abschlussbericht eVelo2, S. 2.
  2. ebenda, S.74

 

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