Rheinland-Pfalz

Rheinhessen, Verkehrsplanung
Rheinhessen

Neugestaltung des Bonifaziusplatz in Mainz: Ein Bahnhof muss sich auch für Zu-Fuß-Gehende zur Stadt hin öffnen

Die Neukonzeptionierung des Bonifaziusplatz in Mainz bietet die Chance, den Portalcharakter des Mainzer Hauptbahnhofs wiederherzustellen. Damit würde das Bahnhofsumfeld sowohl visuell wie verkehrlich zur Mainzer Neustadt geöffnet und von dort ausgehend in alle Richtungen wieder in Verbindung gesetzt. Insbesondere für den Fußverkehr würden endlich wieder attraktive Wege zur Neustadt, zum Rhein und zum Dombereich der Altstadt hergestellt. Auch für den Radverkehr würde der Zuweg zu den Routenverbindungen zu anderen Stadtteilen attraktiver gestaltet.

 

Nach Auffassung des VCD muss die Bonifaziusstraße (der Übergang vom Bahnhof zum Platz) mutig verändert werden, deutlich mutiger, als die zunächst vorgelegte Entwurfsplanung vorgesehen hat. Der VCD Rheinhessen fordert, die Parkplätze auf der Bonifaziusstraße vor dem Stadthaus zu entfernen und dort einen attraktiven, baumbestandenen Gehweg von 4,00 m Breite als Mindestmaß anzulegen.

Situation: Visuelle und verkehrliche Barrikaden um den Bahnhof

Da der Hauptbahnhof auch wichtigster ÖPNV-Knotenpunkt für Mainz ist, bestehen für die Menschen, die mit der Bahn an- bzw. abreisen, vielfältige Möglichkeiten, wenn sie Straßenbahn oder Bus für den Weg von oder zum Bahnhof nutzen. Für Taxen und andere PKWs existieren Straßenzufahrten.

Für den Fußverkehr präsentiert sich der Mainzer Bahnhof dagegen visuell, aber auch in der tatsächlichen Wegesituation nicht als Eingang, sondern ist wie von Mauern umschlossen. Der erste Kontakt der Ankommenden, die sich möglicherweise als Tourist:innen auf den eigentlich nicht weiten Weg zur Synagoge, zum Dom oder in die Altstadt machen wollen, kommuniziert eher eine Abweisung als eine Einladung. Direkt hinter dem relativ großzügig gestalteten Bahnhofsvorplatz beginnen für den Fußverkehr Enge und Drang.

Denn vom Bahnhofsvorplatz bzw. dem Hauptportal des Bahnhofs, führen enge, schwierige Gehwege die Alicenstraße hoch; die Bahnhofsstraße ist zwar hinter der Parkusstraße zum Boulevard ausgebaut, aber vor der Parcusstraße sind wiederum viel zu dicht genutzte Gehwege in einer Straßenschlucht, die dann auf die Parcusstraßenbarriere stößt. In der anderen Richtung existiert nur der ebenfalls sehr enge Gehweg auf der rechten Seite des beginnenden Kaiser-Wilhelm-Rings. Die Schottstraße weist einen etwas offeneren Charakter auf, führt aber nach wenigen Metern auf die Kaiserstraße bzw. die Parcusstraße. Soweit ein Weg Richtung Rhein gesucht würde, ist er durch das Stadthaus visuell versperrt; und im Anschluss bietet die einst als attraktiver Grünbereich konzipierte Anlage in der Mitte der Kaiserstraße schon lange keinen akzeptablen Fußweg (oder Radweg) mehr.

Für viele Wegebeziehungen, sowohl Richtung Neustadt wie zum rheinwärts gelegenen Teil des Zentrums und der Altstadt würde es sich eigentlich anbieten, den Weg über Bonifaziusstraße und Bonifaziusplatz zu wählen. In Richtung Altstadt kann dort auf der Boppstraße abgezweigt werden, um, dem direkten Blick auf den Dom folgend, über die Neubrunnenstraße in die Fußgängerzone zu gehen. Um den Rhein aufzusuchen, nutzt man im Anschluss an die Bonifaziusstraße die Adam-Karillon-Straße oder besser die Frauenlobstraße – um nur einige Beispiele zu nennen.

Im gegenwärtigen Zustand ist jedoch auch dieser potentielle Zugang zur Stadt alles andere als attraktiv. Dies liegt an Gehwegbreiten, an der unattraktiven Gestaltung und am Restautoverkehr. Im unmittelbaren Bahnhofsumfeld kommt hinzu, dass sich gerade am Beginn der Bonifaziusstraße oft Angetrunkene aufhalten, die kein Gefühl der sozialen Sicherheit aufkommen lassen, auch wenn es sich wohl nicht um einen Kriminalitätsschwerpunkt handelt. Auch der Weg zu den verschiedenen Schulen vom Bahnhofsvorplatz aus, für den es hier praktisch keine Alternative gibt, startet damit direkt sehr unattraktiv.

Folgerung: Neue Zuwegkonzeption

Aus der geschilderten Situation ergibt sich für den VCD, dass gerade der Eingangsbereich der Bonifaziusstraße mit besonderer Sorgfalt bedacht und entwickelt werden muss. In den präsentierten Plänen zur Neugestaltung von Bonifaziusplatz und Bonifaziusstraße verändert sich aber gerade dort nicht viel gegenüber dem Ist-Zustand.

Der VCD sieht es als erforderlich an, dass die Stadthausseite der Bonifaziusstraße für den Fußverkehr erheblich aufgewertet werden muss, damit hier ein attraktiver Weg entsteht. Für den Fußverkehr ist gerade in diesem sensiblen Bereich ein einladendes Straßenstück mit dem Charakter eines Boulevards zu gewähren, der dann tatsächlich die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes weiterführen würde.

Daraus ergibt sich unseres Erachtens eine Mindestbreite des Gehweges von ca. 4.00 m. Keinesfalls darf hier angesichts des intensiven Fußverkehrs von und zum Bahnhof  mit dem RASt-Mindestregelbreite von 2,50 m gearbeitet werden. 2,50m heißt faktisch, zwei „Standardpersonen“ kommen aneinander vorbei, ohne sich direkt zu bedrängen. Ein Rollstuhl, Menschen mit Rollkoffern, Kinder auf Rädern werden dabei immer als Hindernisse empfunden. Das ist keine Situation, die im Bahnhofsumfeld neu geschaffen bzw. bei einer Umgestaltung belassen werden darf.

Gegenwärtig und leider auch in der vorgestellten Planung steht diese aus unserer Sicht erforderliche Gehwegbreite nicht zur Verfügung. Dies lässt sich nur beheben, indem die Autoabstellplätze, wie sie existieren und nach der Planung existieren sollen, entfernt werden.

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