Rheinland-Pfalz

Güterverkehr, Pressemitteilung
Rhein-Lahn-Westerwald

Wer die Holzbachtalbahn Altenkirchen – Selters - (Siershahn) wirklich will, der muss jetzt Taten folgen lassen!

An der zur Stilllegung anstehenden Holzbachtalbahn zeigen sich exemplarisch die Probleme des Schienennetzes der Region Westerwald. In der Politik dreht sich viel zu viel um den Straßenverkehr, so der Vorsitzende des Verkehrsclub Deutschland (VCD) Rainer Vogt aus Höhr-Grenzhausen.

Statt in die Bahninfrastuktur zu investieren wird lieber die Stilllegung betrieben. Seit 1884 (!) verläuft die Bahn eingleisig, mit sehr vielen Kurven, unbeschrankten Bahnübergängen, ohne Oberleitung und teilweise mit alter Sicherungstechnik, wobei ein Fahrdienstleiter schwere Hebel an dicken Gewichten umlegt, wenn er ein Signal oder eine Weiche stellen will. Seit damals hat sich an der Bahninfrastuktur nicht sehr viel geändert.

Über Jahre und Jahrzehnte haben es die Verkehrspolitiker aus Bund, Land und Kreisen nicht geschafft, das Schienennetz an die  Anforderungen der Moderne anzupassen. Es gibt nur eine kleine Ausnahme im Personenverkehr: Die hochmoderne und viel gelobte ICE-Schnellfahrstrecke Köln-Rhein-Main durch den Westerwald, mit den Bahnhöfen in Montabaur und Limburg. Die ICE-Strecke wurde von Anfang an nur für den überregionalen Personenverkehr geplant und wird heute auch nur dafür genutzt. Wo dann in Zukunft bei fehlendem Netzausbau und Modernisierung die Waren und Personen transportiert werden ist klar: Auf der Straße und nicht auf der Schiene!

Verkehrspolitiker aller Parteien aus der Region, hier im besonderen die Landräte und Kreistagsmitglieder aus dem Kreistag Altenkirchen, Westerwald und Neuwied reden immer gerne davon, den umweltfreundlicheren Schienenverkehr stärken zu wollen. Geht es ans investieren wird eher stillgelegt. Und wie bei der Holzbachtalbahn geschehen ist es ein Unding, dass trotz vorhandenem ausreichenden Güterverkehr und vorhandener Finanzierung für die Renovierung die Gleise (Infrastruktur) lieber stillgelegt werden sollen, so Vogt. Man schreibt zwar die Strecke aus, aber alle wissen, es wird keiner zu üblichen Konditionen kommen.

Tatsächlich zeigt sich gerade jetzt in der Region Westerwald, wie wichtig eine gut ausgebaute Schieneninfrastruktur ist. Die schweren Tonerdezüge, die im Normalfall direkt von Montabaur aus nach Limburg und weiter nach Italien fast täglich verkehren, müssen wegen der dringenden Sanierung der Viadukte mit größtem Umweg über die Holzbachtalbahn verkehren. Alle anderen Ausweich-Güterzugstrecken, Brexbachtalbahn und Westerwaldquerbahn, wurden bereits stillgelegt. Die Brexbachstrecke ist noch da, aber der Westerwaldkreis will sie nicht.

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele von „amputierten“ Eisenbahnstrecken in Deutschland. Über Jahre und Jahrzehnte haben es die Verkehrspolitiker nicht geschafft, das Schienennetz an die Anforderungen der Moderne anzupassen. Vielmehr wurde durch eine isoliert betriebswirtschaftliche Sicht und Gewinnoptimierung (Börsenbahn) ein kastriertes Schienennetz geschaffen, was bei kleinsten Störungen zusammen bricht. Keinerlei Mehrverkehr ist möglich, außer nachts zwischen 2 und 4 Uhr, wie kürzlich zwischen Limburg und Montabaur praktiziert. 

Ganz aktuelles Beispiel dafür, dass dasselbe auch auf Hauptabfuhrstrecken geschieht, ist die Rheintalbahn bei Rastatt. Die Strecke ist nach einem Baustellenunfall deutlich abgesackt, fast zwei Monate lang herrscht Stillstand auf der wichtigsten Nord-Süd-Schienen-Verbindungen Deutschlands! Es gibt fast keine Ausweichstrecken mehr. Dies zeigt drastisch die negativen Folgen dieser jahrelangen einseitigen Rückbaupolitik, die immer wieder Auswirkungen sowohl auf Bundes- wie auch Kreisebene hat.

Die Westerwälder Tonerdezüge nutzen auch die Strecke über Rastatt auf ihrer Fahrt nach Norditalien. Einige Tonerdezüge fallen bereits aus und verkehren nicht mehr, weil es keine freien Umleitungs-Trassen zwischen Mannheim und Basel gibt. Die anderen verkehren über den Brenner, was große Umwege bedeutet. Aber auch die nötige Infrastuktur bei den Abstellgleisen fehlt. Diese wurden stillgelegt oder sind bereits von anderen durch die Sperre betroffenen abgestellten Güterzügen belegt.

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