Rheinland-Pfalz

Ludwigshafen-Vorderpfalz
Ludwigshafen-Vorderpfalz

Konzept für Innenstadt mit weniger Autos und Verkehr und mehr Platz für Menschen

Die BUND Kreisgruppe Ludwigshafen und der VCD Ludwigshafen-Vorderpfalz e. V. legen ein Konzept für eine lebenswerte Innenstadt vor, das zusammen mit Aktiven des Mobilitätsstammtisches des VCD erarbeitet wurde. Am Stammtisch nehmen neben Mitgliedern des VCD und des BUND auch welche anderer Umwelt- und Verkehrsverbände und interessierte BürgerInnen teil.

Eine weitgehend autofreie Innenstadt ist auch für Ludwigshafen eine schöne Idee: die Stadt gehört wieder den Menschen, es gibt weniger Lärm und fast keine Abgase, mehr Platz für Spaß, Sport und Spiel und mehr Grün in die Stadt. Diese Liste lässt sich sicherlich noch lang fortsetzen.

Ziele:

  1. Komplette Vermeidung von Kfz-Durchgangsverkehr durch die Quartiere
  2. Mehr Platz für Menschen und Grün durch Verlegung und Reduzierung von Stellflächen für Autos

Von heute auf morgen lässt sich dieses Ideal wohl kaum durchsetzen, da gibt es vorher noch viele Fragen zu klären, Menschen zu überzeugen und Sachzwänge, Hindernisse und (zumindest zum Teil) berechtigte Fragen zu klären.

Was ist mit den AnwohnerInnen? Was geschieht mit den vorhandenen Parkhäusern im Stadtgebiet? Wer hat Anspruch auf Ausnahmen von der Autofreiheit? etc.

Voraussetzungen für eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs:

  1. Erweitertes Sharing-Angebot (Autos, Räder, Lastenräder)
  2. Ruf Taxis oder E-Busse (ohne Fahrer) in Nebenverkehrszeiten im Quartier, um z.B.: zu Parkplätzen zu gelangen
  3. Zuverlässiger, bezahlbarer ÖPNV und Regionalbahn mit guten Anschlüssen zum Fernverkehr.
  4. Stufenweise Erhöhung der Parkgebühren für BesucherInnen und AnwohnerInnen (ÖPNV muss günstiger sein)
  5. Bei kompletter Umsetzung 80% Dauerparkplätze in den umliegenden (vorhandenen) Parkhäusern und Parkplätzen, 20% Gästeparkplätze
  6. Zufahrten in die Quartiere werden erschwert, die Durchfahrt ist nur für die Verkehrsmittel des Umweltverbundes ermöglicht.
  7. Mobil-Punkte an und in den Quartieren mit Angeboten an (e-)Carsharing, Ladesäulen, ÖPNV, Leihfahrräder, Scooter, Taxis
  8. Gute Bedingungen für Fußgänger:innen und Radfahrende, was das Netz und die Qualität ihrer Verkehrswege angeht
  9. Die Bismarckstraße bleibt als Fußgängerzone erhalten.
     

Außerdem ist es wünschenswert, dass die Stadt die Voraussetzungen für einen autofreien Alltag schafft:

  1. Attraktive Einkaufsmöglichkeiten für Artikel des täglichen Bedarfs in fußläufiger Entfernung (stufenweises Abschaffen der Märkte auf der grünen Wiese oder schrittweiser Umbau zu Verteilzentren)
  2. Arztpraxen und andere medizinischen Einrichtungen in fußläufiger Distanz
  3. Bildungseinrichtungen und KITAs im Quartier
  4. Spielstraßen und Bolzplätze im Quartier
  5. Lokale, Cafés und Kultureinrichtungen im Quartier
  6. Arbeitsmöglichkeiten im Quartier und schnelles Internet fürs Home-Office
  7. Grünflächen und Selbstversorgerflächen im Quartier
  8. Disziplinierte Radfahrer, E-Biker, Lastenradler, E-Roller, viele Fußgänger, lebhafte Nachbarschaftshilfe
  9. Einsetzen von Quartiermanagern mit Treffpunktsaal für Anwohneranregungen und Beschwerden und gutem Draht zum Vollzugsdienst
  10. Die Stadt schafft günstige Bedingungen, damit bspw. auch Bau- und Gartenmärkte wieder Filialen im Quartier eröffnen, hier werden Lastenräder zum Transport nach Hause bereitgestellt
  11. Sackgassen schaffen, Teilstücke von Straßen für Autos sperren und umgestalten
  12. Wo sinnvoll und nötig sollen auch in den Quartieren Fahrradabstellanlagen hergestellt werden

 

Quartiervorschlag für eine verkehrsberuhigte Zone (siehe Karte):

Zwischen Jägerstraße, Rheinuferstraße, Rheinallee, Lagerhausstraße, Böcklinstraße, Von-Weber-Straße, Saarlandstraße, Heinigstraße, Jägerstraße (später Helmut-Kohl-Allee).
Nur die aufgeführten Straßen sind vom Durchgangsverkehr befahrbar. Alle anderen Straßen sind künftig autoarm und verkehrsberuhigt unter den oben genannten Bedingungen.

Stufenweise Umsetzung des Konzeptes:

Das Konzept soll stufenweise und unter Beteiligung der betroffenen BürgerInnen umgesetzt werden.

Plätze zum Leben schaffen

Mit wenigen Maßnahmen kann man den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt fernhalten und erreicht schon einiges. Wenn es gelingt, an ein paar Stellen die Straßen für gerade mal 50 m zu sperren, ist schon viel erreicht. AnwohnerInnen können ihr Zuhause weiter erreichen, die Parkhäuser können in Betrieb bleiben und die Stadt hat ein paar Plätze mehr, deren Attraktivität stark gesteigert wird. Als Beispiele dienen sieben Orte auf beiliegender Karte:

Die Örtlichkeiten zur Nummerierung kann man in obigem Stadtplanausschnitt nachschauen.

  1. Bahnhofstraße, Vorplatz das HAUS, Außengastronomie Hausboot
  2. Berliner Straße, Aufwertung des Eingangsbereichs Wilhelm-Hack-Museum
  3. Kaiser-Wilhelm-Straße Aufwertung und barrierefreier Ausbau der Haltestelle
  4. Bismarckstraße, Ausbau der Piazza zwischen Cafe Vittoria und Alex
  5. Mundenheimer Straße, kreuzungsarmer Fußweg zwischen Grundschule und Hort
  6. Schützenplatz als Verbindungsglied zwischen sozialem Brennpunkt und Villenviertel
  7. Ludwigstraße Erweiterung Freibereich Bürgerhof

Für Rettungsdienst, ÖPNV, Polizei, Fahrräder und evtl. Taxis bleiben dort einspurige Möglichkeiten zur Durchfahrt erhalten, der Rest der angrenzenden Straßen wird für beide Fahrtrichtungen möglich.

Diese 7 Maßnahmen sollten es schaffen, den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt herauszuhalten und die Menge der Autos deutlich zu reduzieren. Aber auch als Einzelmaßnahme dürfte jede dieser Maßnahmen einiges an Verkehrsberuhigung bringen.

Machbar ist das allemal. Alle Orte sind weiterhin ohne Probleme erreichbar.

Anfallende Kosten:

Die Kosten solcher Maßnahmen dürften im vertretbaren Rahmen bleiben, da sie sich auch ohne große bauliche Maßnahmen realisieren lassen.

Die neue Bundesregierung möchte eine Umkehr der Investitionen, weg von der Autounterstützung (nur noch 30% des Budgets), hin zu mehr ÖPVV, Rad und Fußgänger Freundlichkeit (70% des Budgets).

Ludwigshafen startet damit, dass 10% vom Autobudget pro Jahr in autofreie Zonen und deren Voraussetzungen investiert werden. Das gilt für die kommenden Jahre, bis das Verhältnis 70% zu 30% für die zukünftige autofreie Stadt erreicht ist.

Fazit:

Wir besichtigen gerne Paris, Amsterdam, Kopenhagen und viele andere lebenswerte Städte. Warum lernen wir nicht von diesen Städten und fangen in Ludwigshafen einfach mal an, das Stadtbild entsprechend zu ändern?

Eine andere Innenstadt ist auch in Ludwigshafen möglich. Man muss sie aber schon wollen…

Hier gibt es das Konzept als PDF mit den Karten

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