Schon wieder wurden Unbeteiligte Opfer eines illegalen Autorennens, mit dem sich zwei Männer in Ludwigsburg einen Adrenalinpush gaben. Zwei junge Frauen, die auf die vierspurige Straße einbogen, als die Limousinen anrasten, hatten keine Überlebenschance. Würde die Politik entschiedene Maßnahmen ergreifen, dann würden den potentiellen Tätern die Werkzeuge für mörderische Autorennen entzogen.
In Ludwigsburg waren Mercedes-AMG-Wagen die Tatwaffen. Laut einem Tagesschaubericht ist das eine Marke, die bei Raserunfällen immer wieder auffällt. Es sind 612 PS, die diese Autos auf die Straße bringen, um theoretisch Geschwindigkeiten von 300 km/h erreichen zu können. Das hat offenbar keinen Zusammenhang mehr mit der Funktion eines Personentransportes in einem PKW auf Straßen.
Wir fragen: Warum dürfen solche Maschinen, mehr Waffen als Beförderungsvehikel, gerne genutzt für immer wieder tödliche Angeberspiele, legal auf den Markt gebracht werden? Butterfly-Messer sind auch verboten, obwohl es „Messer“ sind und niemand am Sinn von Küchenmessern zweifelt.
Immerhin, die Verwendung der Autos wird inzwischen schärfer beobachtet. Seit 2017 ist die Teilnahme wie auch die Organisation eines illegalen Autorennens eine Straftat. Selbst wenn niemand konkret gefährdet wurde, kann sie mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden, bei Gefährdung von Menschen mit bis zu fünf Jahren Haft. Das Auto kann als Tatwerkzeug eingezogen werden. Wenn beim Unfall ein Mensch schwer verletzt wurde oder zu Tode kam, erstreckt sich der Strafrahmen auf bis zu zehn Jahren Haft. Außerdem kann eine Verurteilung wegen Totschlags oder Mord in Betracht kommen. Aber: „Ausgebremst hat dieses Gesetz Raser nicht.“ [Tagesschau a.a.O.]
Es reicht nicht, auf eine psychologische Einflussnahme auf potentielle Raser zu setzen oder zu warten, bis der Abschreckungseffekt von Strafen nach schweren Unfällen einsetzt. Die Waffe, mit der russisches Roulett mit Unbeteiligten gespielt wird, muss entschärft werden.
Wir fordern:
Der Verkehrssicherheitsforscher Siegfried Brockmann weist darauf hin: Wenn das ISA-System „scharf“ geschaltet würde und zum Beispiel in Fußgängerbereichen Überschreitungen der Geschwindigkeit aktiv verhindern würde – technisch kein Problem –, dann würden auch Attentaten mit beschleunigenden PKWs das Mittel entzogen. Das illegale Rennen in Ludwigsburg fand auf einer vierspurigen Straße mit Höchstgeschwindigkeit 50 statt, eine Tempoblockade hätte es direkt verhindert.
Ergänzend hier noch ein Fernsehbeitrag zum Thema: Illegale Straßenrennen - wenn das Auto zur Waffe wird
(RR)