Rheinland-Pfalz

Landesverband Rheinland-Pfalz, Auto & Straße

Auto ist eines der teuersten Konsumgüter im Haushalt

Das Auto vernichtet für viele Menschen einen relativen privaten Wohlstand. Das muss man als Fazit aus der Kostenermittlung einer neuen Studie von Mobilitätsforscher:innen ziehen. In der Europäischen Union sind die Gesamtaufwendungen nur für Wohnen und Lebensmittel noch höher.

 

Die wahren Kosten der Automobilnutzung liegen dabei nochmal deutlich höher,  weil u.a. die Infrastruktur für den Verkehr und Folgekosten staatlich oder als Sozialkosten erscheinen, die nur indirekt auf die Bürgerinnen und Bürger zurückfallen – auch auf die, die gar kein Auto besitzen und zur Mit-Subvention herangezogen werden.

Insgesamt vergleicht die Studie „The lifetime cost of driving a car“[1], dazu für das Jahr 2020 23 private und zehn gesellschaftliche Kostenpunkte für einen Kleinwagen, ein Mittelklasse-Auto und einen SUV (Opel Corsa, VW Golf und Mercedes GLC).

Autobesitzer:innen unterschätzen laut Studie die Gesamtkosten für ihren PKW deutlich. Zu den privaten Ausgaben rechnen die Autor:innen u.a. die Anschaffungskosten, Kosten für Sprit, Parken, Versicherung und die Kfz-Steuer, sowie die Wertminderung des Fahrzeugs und die Zeitkosten für die Zeit, die man im Stau steht. Letzteres berechnen die Forschenden, indem sie diese als verlorene Arbeitszeit veranschlagten.

Insgesamt fallen dadurch jährlich private Kosten fürs Autofahren in Höhe von rund 6.700 Euro für einen Opel Corsa, 7.657 Euro für einen VW Golf und knapp 12.900 Euro für einen Mercedes GLC an – deutlich mehr, als der ADAC anführt. Je niedriger also die Einkünfte eines Haushalts, desto höher der Anteil den der Autobesitz einnimmt. Angenommen, man fährt mit derselben Wagenkategorie beginnend mit einem Alter von 25 bis zu einem Alter von ca. 80, so wendet man (zu heutigen Werten) im Laufe des Lebens für einen Opel Corsa ca. 350.000 € für einen VW Golf der exemplarisch ausgewählten Leistungsklasse ca. 400.000 € und für den Mercedes GLC ca. 680.000 € auf. Da die Aufwendungen über viele Jahre verteilt sind und zum Teil versteckt anfallen, werden sie nicht erkannt. Sie verzehren dennoch den Gegenwert einer Eigentumswohnung oder gar eines Hauses.

Die tatsächlichen Kosten unterschiedlicher Verkehrsmittel verdeutlicht auch der Kostencheck Mobilität des VCD Bundesverbands. Die Angaben geben eine erste Einschätzung, wie teuer verschiedene Verkehrsmittel im Vergleich sind, von Lastenrad über das ÖPNV-Ticket bis zum Kleinwagen. 

Gleichzeitig werden, laut Studie, die sozialen (indirekten) Kosten von Autos unterschätzt, besonders auch von der Politik. Hierzu zählen Straßen, Parkplätze und Lärmschutzmauern, die gebaut und instand gehalten werden müssen. Luftverschmutzung und Lärm sowie Verkehrsunfälle sind weitere versteckte Kostenfaktoren.

Die drei teuersten Kostenpunkte für die Gesellschaft sind dabei die Luftverschmutzung (beim Corsa 1.495 Euro im Jahr), der Landverbrauch und die Instandhaltung der Infrastruktur (1.167 Euro) sowie das Bordsteinparken (1.005 Euro). Hinzu kommen unter anderem noch Kosten, die durch Lärm (120 Euro), den Klimawandel (435 Euro) und durch Einschränkungen für Radfahrende oder zu Fuß Gehende (225 Euro) entstehen. Im Schnitt belaufen sich diese Kosten bei größeren Autos auf rund 5000 Euro pro Jahr, welche komplett von der Gesellschaft subventioniert werden.

Die Mobilitätsforscher:innen stellen die autozentrierte Verkehrspolitik deutlich in Frage. Denn durch die Nutzung von Autos werden in der EU-27 Kosten in Höhe von rund 373 Milliarden pro Jahr (hohe Schätzung) auf andere Personen, andere Regionen und andere Generationen externalisiert (niedrige Schätzung: 258 Milliarden €). Diese beträchtliche Summe führt zu einem Niveau der Autonutzung, das unter dem Gesichtspunkt der Gesellschaft betrachtet ineffizient ist. Weil „Andere“ für große Teile der Verkehrskosten bezahlen, nutzen Europäer das Auto zu häufig. 

Gleichzeitig aber werden die Tickets für den ÖPNV – aufgrund fehlender Subventionierung – teurer. Gerade erst hat die Bahn ihre Fahrpreise um durchschnittlich zwei Prozent erhöht, viele Verkehrsverbände zogen die Preise ebenfalls an. Es ist daher an der Zeit für eine echte Verkehrswende.

 


[1]                    www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0921800921003943

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