Rheinland-Pfalz

Landesverband Rheinland-Pfalz

Keinen kapazitätserweiternden Aus- und Neubau von Straßen

Autos und Straßen prägen das Erscheinungsbild unserer Städte und Ortschaften und schlagen Schneisen in die Landschaft. Die „autogerechte Stadt“ war seit den 1960er Jahren vielerorts das Leitmotiv für die Gestaltung des Verkehrs – teilweise ist sie es immer noch.

Dabei wissen wir alle: Das Auto benötigt viel Platz, verursacht Lärm und Schadstoffe. Pkw und Lkw sind für rund 95 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehr verantwortlich. Um die Klimakrise abzumildern, ist die Verkehrswende unumgänglich.

Trotzdem planen Bundes- und Landesregierung sowie Kommunen und Städte weiterhin Straßen, die eine Einladung für zusätzlichen Autoverkehr darstellen. Jede Spurerweiterung, jede Umgehungsstraße oder jede zusätzliche Brücke, die als Kapazitätserweiterung des bereits bestehenden Straßennetzes eingestuft werden können, wird noch mehr Verkehr verursachen.

Dabei muss genau das Gegenteil unser Ziel sein: Überall dort, wo es Staus und Engpässe gibt, sollte geprüft werden, was Bürger:innen brauchen, damit sie auf klimafreundliche Verkehrsträger umsteigen und somit nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch zu einer Entlastung der Straßen beitragen.

Der VCD Rheinland-Pfalz fordert daher, dass Kapazitätserweiterungen nur noch für Infrastrukturvorhaben klimafreundlicher Verkehrsträger (Rad- und Schienenwege) genehmigt werden. Damit könen endlich mehr personelle und finanzielle Ressourcen für den Umweltverbund, für Bahnen, Busse, Fahrrad- und Fußverkehr zur Verfügung stehen.

(erweiterter Artikel 9.10.2023, cb/rr)

Wir haben einige „rückwärtsgewandte“ Beispiele für Rheinland-Pfalz dokumentiert:

Ludwigshafen und die Hochstraßen

Seit zwei Monaten wird in Ludwigshafen die marode Hochstraße Süd, eine gigantische Betonkonstruktionen aus den 1960er und 70er Jahren erneuert: Die Bewohner müssen über viele Jahre extrem lärmintensive Bauarbeiten in Kauf nehmen. Ganz zu schweigen von den immensen Kosten von aktuell geschätzten 1.100 Millionen Euro. Mit einigen einfachen Rechenbeispielen lässt sich verdeutlichen, welche gigantischen Summen verbaut werden sollen: Jeder Meter dieser Straßen wird über 440.000 Euro kosten; wenn man die Kosten auf 20 Jahre aufteilt, dann bedeutet das pro Tag über 55.000 Euro, und wenn allen Bürger:innen der Stadt 10 Jahre lang ein Deutschlandticket geschenkt würde, dann wäre das immer noch billiger als das, was aktuell geplant wird. Mehr lesen...

Nordtangente in Koblenz

Hier soll eine völlig unzeitgemäße und höchst problematische Planung aus dem letzten Jahrhundert wieder aktiviert werden: die sogenannte Nordtangente Metternich. Durch eine nachträgliche Aufnahme in den Flächennutzungsplan-Entwurf rückt der Bau wieder auf die verkehrspolitische und -planerische Agenda der Stadt Koblenz.

Ausbau der B41

Im vergangenen Jahr wurde die B 41 zwischen den Abfahrten Nußbaum und Bad Sobernheim vierspurig ausgebaut. Weitere Abschnitte sollen in den nächsten Jahren folgen. Jedoch gibt es für einen vierspurigen Ausbau keinerlei Notwendigkeit.

Rheinquerung im Mittelrheintal

Über Jahrzehnte gab es zwischen Mainz und Koblenz keine Rheinbrücke, eine Straßenbrücke gab es noch nie. Der Verkehr funktioniert(e) mit Fähren, zumal teilweise im 24-Stunden-Betrieb, relativ problemlos. Warum ausgerechnet an einer der engsten Stellen des Mittelrheintals, zwischen St. Goar und St. Goarshausen eine Rheinquerung gebaut werden soll, erschließt sich nicht, zumal die Brücke die Strecke zwischen Mainz und Koblenz keineswegs mittig teilt. Eine weitere Querung bei Bingen steht daher zu befürchten. Der Bau würde außerdem zu einer Verschlechterung für den Fuß- und Radverkehr führen, da davon auszugehen ist, dass die Fähren ihren Verkehr einstellen werden. Eine Integration der Fähren in den ÖPNV wäre die kosten- und umweltfreundlichere Lösung. Mehr lesen...

(cb)

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