Rheinland-Pfalz

Radverkehr, Mobilitätsbildung
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Europäische Initiativen für nachhaltige Mobilität

Michael Cramer, Mitglied des Europäisches Parlaments und bekannt für sein Engagement für den 9000-km-Radwanderweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, sprach in Mainz zum Thema "Europäische Initiativen für nachhaltige Mobilität". Sein überraschendes Fazit: Die Infrastrukturwende würde endlich marktwirtschaftliche Bedingungen schaffen. Es gebe keine faire Konkurrenz der Verkehrsträger.

"Wer täglich das Rad statt des Autos nutzt, lebt in manchen Situationen gefährdeter - aber im Schnitt 5 Jahre länger." Das ist eine der statistischen Feststellungen, die der Europaabgeordnete Michael Cramer auf eine VCD-Veranstaltung zur nachhaltigen Mobilität nach Mainz mitgebracht hat. Denn die tägliche Bewegung, selbst in der belasteten Luft unserer Städte, trage erheblich zur Erhaltung der Gesundheit bei. Damit dann auch die Luft in den Straßen sich bessert und zugleich der Verkehrsstau wirksam bekämpft wird, brauchen wir, so zitiert der Abgeordnete einen Aktionsplan aller EU-Verkehrsminister aus dem Jahr 2015, eine deutliche Erhöhung des Radverkehrsanteil in den Städten. Und zwar ebenso bei Personenfahrten wie beim Kleinlastentransport, der bei Gewichten bis 200 Kilogramm gut mit Cargo-(E-)Bikes bewältigt werden könne. Das sei zugleich ein wesentlicher Beitrag für den Schutz des Klimas. Obwohl die EU für die Eingrenzung des Klimawandels das unverzichtbare Ziel formuliert hat, dass der CO2-Ausstoß in Europa um 20 Prozent bis 2020 und um 60 bis 80 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 verringert werden muss, haben bis heute die Emissionen des Verkehrssektors als einzigem Sektor deutlich zu- statt abgenommen. Die Folgerung Cramers: Ohne Verkehrswende wird der Klimaschutz nicht klappen. In der Fläche und auf größeren Distanzen in den Städten heißt dabei Verkehrswende für Cramer vor allem ein intelligenter Ausbau des Schienenverkehrs, wie es auf lokaler Ebene in Mainz mit der Mainzelbahn angegangen worden sei. Intelligente Verwendung der Mittel auf nationaler und europäischer Ebene bedeute vor allem, Lücken im Netz zu schließen und die Bedingungen vor Ort zu verbessern statt Milliardensummen in Prestigeprojekte zu stecken. Die Infrastrukturwende sei erreichbar, wenn, so Cramers überraschende Feststellung, im Verkehrssektor die EU und die Einzelstaaten endlich marktwirtschaftliche Bedingungen schaffen würden. Es gebe keine faire Konkurrenz der Verkehrsträger, dem Bahnverkehr würden für sein Netz die Kosten aufgebürdet, wogegen Straßen- und Luftverkehr nicht kostengerecht belastet oder sogar direkt subventioniert werden. Bei der Weiterentwicklung des Eisenbahnverkehrs in einem umweltfreundlichen Verbundsystem liegen Cramer auch bessere Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder am Herzen, insbesondere in den modernen Hochgeschwindigkeitszügen. Denn am liebsten sei er vor Ort dann mit dem Rad unterwegs.

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