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Radverkehr, Verkehrssicherheit, Verkehrspolitik
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Auf Schleichwegen durchs Grüne: VCD zeigt, wie man sicher und schnell durch die Mainzer Innenstadt radeln kann

Bericht aus der Allgemeinen Zeitung über die vom VCD angebotene Schnupperradel-Tour.

Wer zurzeit in der Mainzer Innenstadt in die Pedale tritt, dem vergeht schnell der Spaß. War man bis vor einiger Zeit noch der lachende Dritte, wenn Autos und Busse sich mal wieder auf Großer Bleiche oder Langgasse stauten, weil man flink abbiegen oder ausweichen konnte, so steht der Mainzer Radler heute – Bahnhofstraße und Co. sei Dank – oft gleich mit im Stau, muss Abgase, Dreck und Staub schlucken. Dass es sich dennoch lohnt, als Fahrradfahrer auch jetzt nicht zu resignieren, sondern vielmehr gerade dieser Tage seinen Drahtesel den zumeist im Schneckentempo vorwärts kriechenden CO2-Schleudern vorzuziehen, haben Dr. Rupert Röder vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und seine Mitradler nun unter Beweis gestellt.

Bei einem Erkundungsradeln durch die Innenstadt „er-fuhr“ man sowohl kritische Stellen als auch teils unbekannte Radrouten. „Es geht darum, den Menschen zu zeigen, dass man trotz der vielen Baustellen in Mainz gemütlich radeln kann“, erläutert Röder seine Motivation.

Es fehlt an verbindenden und sicheren Radwegen

Vom Bahnhofplatz geht es gleich los zur ersten Problemstelle: Der Weg von Schottstraße über Parcusstraße hinüber zur Gärtnergasse sei für Radfahrer die natürliche Verbindung zur Innenstadt, so Röder. Doch es fehlt an geeigneten Radwegen, welche die Verbindung für Fahrradfahrer beidseitig sicher und schnell gewährleisten. „Der VCD fordert das schon seit Jahren“, sagt Röder. Auch der mitradelnde Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne) schließt sich der Forderung an. „Für Leute, die schneller unterwegs sind, ist die VCD-Forderung sehr sinnvoll.“ Die ebenfalls mitfahrende Mainzer Radfahrbeauftragte Franziska Voigt stimmt zu: „Die Stadt plant bereits.“

Am Übergang Große Bleiche zur Binger Straße wartet das nächste Hindernis. Hier mahnt zunächst ein blaues Schild zum Weiterfahren – doch plötzlich endet der Radweg an der Baustelle Bahnhofstraße im Nichts; es bleibt nur das gefährliche Einfädeln in den Straßenverkehr. Der Weg über Binger Straße und Saarstraße ist gerade für Studenten heute der zentrale Weg zur Uni.

Dass es jedoch nicht immer entlang der schmutzigen Schnellstraße gehen muss, zeigt Röder auf Höhe Wallstraße. Statt wie die meisten geradeaus entlang der Binger Straße zu fahren, lotst er die Radler ab Hauptbahnhof West durch den Zuweg des Facharztzentrums und entlang des Parkhauses Taubertsbergbad parallel zur Saarstraße hinauf zur Kunsthochschule. Der Vorteil: wenig Lärm, wenig Abgase; stattdessen ein Gefühl von Parkidylle.

„Alle, die heute mitfahren, sind leidenschaftliche Radfahrer, doch selbst unter denen kannten viele diesen Weg noch nicht“, so Röder. Nach einem kurzen, unvermeidbaren Stück Saarstraße ist man auch schon an der Universität angelangt. Hier kann die Gruppe auch Positives feststellen. „Der Radweg über die Albert-Schweitzer-Straße in Richtung Stadt kreuzt die Straßenbahnschienen hier im rechten Winkel, das ist optimal“, sagt Röder, führten doch parallel zu Gleisen angelegte Radwege oft zu bösen Stürzen.

Beim Weg zurück zum Schillerplatz zeigt Röder noch eine ganz besondere Route. Statt einfach den Berg an der viel befahrenen Straße hinab zu sausen, leitet Röder seine Radler auf Umwegen zurück in die Altstadt. Über Albert-Schweitzer-Straße, Xaveriusweg, Untere Zahlbacher Straße und Wildgraben geht es über den idyllischen Milchpfad hinauf zur Universitätsmedizin. Hier hat der Berg deutlich weniger Steigung und ist dafür umso beschaulicher. Über Obere Zahlbacher Straße, Gautor und Stephansberg kommt man schließlich am Ballplatz an.

Das Fazit: Fünf rote Ampeln und ein plus von zehn Minuten Fahrzeit – doch dafür eine gehörige Portion Fahrvergnügen.

Quelle: www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/auf-schleichwegen-durchs-gruene-vcd-zeigt-wie-man-sicher-und-schnell-durch-die-mainzer-innenstadt-radeln-kann_18091647.htm

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