Rheinland-Pfalz

Neustadt an der Weinstraße, Radverkehr, Verkehrssicherheit
Neustadt an der Weinstraße

Helm auf - Sicherheit geht vor

Im Rahmen der Pressekampagne der Verkehrsverbände VCD und ADFC mit der Stadt und Polizei fand unter dem Motto „Gemeinsam läufts – Miteinander im Verkehr“ eine Aktion zum Thema „Helmtragen“ statt. Demonstriert wurde anhand des „Melonentests“ die Schutzwirkung von Fahrradhelmen.

Für eine Steckfrisur eher ungeeignet, in der Aufbewahrung sperrig und besonders bei Jugendlichen sehr uncool – die Rede ist vom Fahrradhelm. Und genau auf dieses Thema wird bei der Sicherheitskampagne der Verkehrsverbände und der Stadtverwaltung Neustadt an der Weinstraße "Gemeinsam läuft ?s: Miteinander im Verkehr" im Monat Juli aufmerksam gemacht. Auch in den aktuellen Medien ist das Thema Fahrradhelm präsent. Mit dem Slogan "Looks like shit. But saves my live" möchten das Bundesverkehrsministeriums und der Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) derzeit auf den Fahrradhelm und seinen Nutzen aufmerksam machen.
Trotz der zahlreichen Ausreden, weswegen sich Personen im Straßenverkehr gerne gegen das Tragen eines Fahrradhelmes entscheiden, sollte nicht vergessen werden, dass ein Helm zwar keine Unfälle vermeiden, das eigene Leben jedoch retten kann. Meist sind es kleine Unachtsamkeiten, die zu einem Sturz führen können. Die Türe eines parkenden Fahrzeugs wird ohne den Verkehr zu beobachten aufgerissen, einem Hindernis muss ausgewichen werden oder Fahrradwege und Schutzstreifen sind in einem schlechten Zustand - Unfälle sind nicht vorherzusehen und gerade deshalb ist es wichtig, einen Fahrradhelm zu tragen, um schwere Verletzungen zu verhindern. Genauso wichtig ist es jedoch auch, Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer die Angst vorm Straßenverkehr zu nehmen und alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu einem rücksichtsvollen Miteinander im Straßenverkehr zu motivieren.
„Radfahrende haben keine Knautschzone, daher empfehlen wir das Helmtragen beim Radfahren. Wir arbeiten als Stadtverwaltung daran, die Infrastrukturen für das Radfahren zu verbessern und wirken auf die Rücksicht der Verkehrsteilnehmenden untereinander ein, die Grundlage der Verkehrssicherheit ist“, so Christine Locher, Leiterin der Verkehrsabteilung. Da es immer wieder zu Verkehrsunfällen kommen wird ist es laut Locher wichtig, dass jedeR den bei einem Sturz sehr gefährdeten Kopf schützt, da viele Verletzungen am Kopf zu bleibenden Schäden oder zum Tode führen können. Neben schicken Fahrradhelmen gibt es inzwischen auch einen „Airbag“ für den Kopf, der wie ein Schal getragen wird und im Falle eines Sturzes aufgeht und sich in wenigen Sekunden schützend um den Kopf schließt. „Nicht nur beim Sturz oder Unfall schützt ein Helm: Mit einem farbigen Helm sinkt die Gefahr, dass ich übersehen werde und ich fühle mich sicherer beim Radfahren“, betont Locher.
Gleich mehrere Modelle hat Arnold Merkel, Fahrradbeauftragter der Stadtverwaltung Neustadt an der Weinstraße. „Ich fahre mit Helm und ich kann mir immer aussuchen mit welchem Helm ich fahre. Fahre ich in unbekanntes Gelände nehme ich meinen LIVALL Helm, dieser hat eine Telefoneinrichtung, welche bei einem Sturz bei richtiger Einstellung eine Nachricht absendet“, so Merkel. Alternativ kann er auf einen AIRBAK für den Kopf zurückgreifen. Susanne Abel von der ADFC Ortsgruppe Bad Dürkheim/Neustadt sagt: „Ein Helm kann die Folgen eines Unfalles reduzieren, keine Frage. Aber der Fokus muss auf Unfallvermeidung liegen. Gegenseitige Rücksichtnahme und Vorsicht seitens der anderen Verkehrsteilnehmer und eine sichere und gute Radinfrastruktur wie z.B. breite, getrennte und saubere Radwege sind hier die richtigen Ansätze. Auch fehlervermeidende Assistenzsysteme wie der Abbiegeassistent für LKW helfen, Unfälle zu vermeiden. Ich selbst fahre nur mit Helm, Handschuhen und Schutzbrille Fahrrad, ich fühle mich damit in der oft noch fehlenden oder ungenügenden Radinfrastruktur und in dem oft rücksichtslosen Umfeld sicherer.“
Bürgerinnen und Bürger dürfen keine Angst haben, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind. Um die Sicherheit allgemein und insbesondere von Radfahrenden im Straßenverkehr zu verbessern, muss laut Martin Burkhardt, Sprecher der VCD Ortsgruppe, in erster Linie an den Unfallursachen angesetzt werden. Der Gesetzgeber, Kommunen, Polizei und Ordnungsämter sollten Maßnahmen ergreifen, die Unfälle vermeiden und Gefahrenquellen abstellen. Dazu gehören laut Burkhard unter anderem eine bessere Infrastruktur und angepasste Geschwindigkeiten innerhalb geschlossener Ortschaften.
„Ich fahre viel und gerne sportlich schnell mit dem Rad - immer mit Helm, bei längeren Fahrten auch mit Handschuhen. War schon mehrfach bei Unfällen dabei, die nur dadurch noch glimpflich verlaufen sind, weil die Leute Helme trugen. Fast immer schlägt man nämlich bei Stürzen mit dem Kopf auf. Es ist auch eine Modefrage: als unsere Kinder klein waren, wurden sie noch gehänselt, wenn sie mit Fahrradhelm in die Schule kamen. Sie haben dann die Helme ein Stück vor der Schule abgezogen und in die Tasche gesteckt. Viel zu lange hatten auch die Profis der Tour de France ein schlechtes Beispiel gegeben. Erst seit 2004 herrscht auf der Tour Helmpflicht. Inzwischen gibt es schicke und sehr leichte Helme, die einen hohen passiven Schutz bieten. Unsere Botschaft ist daher: mit Helm fahren ist schick. Der Profi fährt mit Helm und die Alltagsradler sollten das auch machen, egal, ob sie langsam oder sportlich, mit herkömmlichen Rädern oder Pedalecs fahren“, so Burkhardt.
Eine Helmpflicht ist für den VCD nicht das Mittel der Wahl, um das Radfahren sicher zu machen. Der VCD will, dass so viele wie möglich regelmäßig und auch spontan ein Fahrrad nutzen und wendet sich gegen eine gesetzliche Helmpflicht. Zwar wird nicht dokumentiert, ob ein Fahrradhelm bei einem Unfall getragen wurde oder nicht, dennoch zeigt die Unfallstatistik der Polizeiinspektion Neustadt, dass die Anzahl der Radfahrunfälle im Jahr 2020, im Vergleich zum Vorjahr, gesunken ist. „Radfahrer werden, wie beispielsweise auch Kinder und Motorradfahrer, als sogenannte Risikogruppe im Straßenverkehr angesehen. Von daher unterliegen sie einer außerordentlichen Beobachtung“, so Peter Wenz von der Polizeiinspektion Neustadt. Ihre Beteiligungshäufigkeit am Unfallgeschehen reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr von 76 auf 60. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden lag bei 40. Erfreulicherweise kam es in 2020 erneut zu keinem tödlichen Verkehrsunfall unter Beteiligung eines Radfahrers. „In den Fällen, bei welchen die Radfahrer nicht oder nur teilweise schuldhaft beteiligt waren, wurden sie von Ihren „Unfallgegnern“ hauptsächlich nicht wahrgenommen“, fügte Wenz hinzu. Laut Polizei überwiegen Vorfahrtsverletzungen und das Nichteinräumen des Vorranges durch abbiegende Fahrzeuge als Unfallursache.

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