Rheinland-Pfalz

Sicherer Überholabstand dank Poolnudeln

Während einer kleinen Radtour durch Bingen-Büdesheim machte der VCD darauf aufmerksam, dass Kraftfahrzeuge beim Überholen innerorts mindestens 1,5 Meter und außerorts mindestens zwei Meter Abstand halten müssen.

Ausgestattet mit Poolnudeln zur Visualisierung des Abstands von 1,5 m, machten sich die Teilnehmenden, darunter auch ein E-Mobil, auf den Weg. Und die Gruppe erregte viel Aufmerksamkeit: Unterwegs sind wir einer Familie begegnet und die Eltern mussten den Kindern erklären, was es mit diesen bunt geschmückten Fahrrädern auf sich hat. Andere Passanten haben geguckt und Fotos gemacht.

Einige Leute zeigten sich überrascht, wie viel 1,5 m sind. „Das ist ja echt viel, ganz schön breit“, war eine Reaktion, auch unter den Teilnehmern selbst. Es hat uns auch beim Radfahren verdeutlicht, wie schmal unsere Straßen eigentlich sind. Vor allem durch parkende Autos.

“Dooring”-Unfälle stellen Gefahr dar

Besonderen Eindruck hat das Experiment des Fahrradbeauftragten der Stadt Bingen, Philipp Roos, hinterlassen. Er hatte in der Straße Am Langenstein von hinten Fotos von allen Teilnehmern der Radtour gemacht beim Vorbeifahren an parkenden Fahrzeugen. Nachdem alle Radler durch waren, hat er dann von seinem Auto die Tür geöffnet und das Auto mit geöffneter Fahrertür fotografiert. Durch das Übereinanderlegen der Fotos ließ sich die Gefahr von sogenannten „Dooring“-Unfällen eindrücklich zeigen.

Die anschließenden DIskussion drehte sich um das richtige, also sichere Verhalten. Die stellvertretende Leiterin der Polizeidienststelle Bingen, Annette Staffa, gab den Radfahrenden die Empfehlung, nicht zu weit rechts zu fahren und sich damit selbst in Gefahr zu bringen. Radfahrende sollten unbedingt „selbstbewusst“ fahren, das heißt nicht extra nach rechts ausweichen, um Autos überholen zu lassen. „Bloß nicht zu nett sein“, war die Devise. Das führe nämlich zu gefährlichen Situationen, sowohl nach rechts im Hinblick auf parkende Fahrzeuge als auch nach links, weil es enges Überholen provoziere. Wenn sicheres Überholen nicht möglich sei, müssen die Autofahrenden eben hinter einem langsamen Fahrzeug bleiben.

Projekt: Überholabstände

Anerkennung und Wertschätzung ernteten die Referenten von VCD, ADFC und der Fahrradbeauftragte auch für ihr gemeinsames Projekt zur Messung von Überholabständen in Bingen und Umgebung. Bei fast 1.700 dokumentierten Überholvorgängen durch Kraftfahrzeuge konnten besonders problematische Stellen herausgearbeitet werden. Dazu gehört zum Beispiel die Strecke zwischen Büdesheim und Münster-Sarmsheim sowie die Maria-Hilf-, Schlossberg- und Gaustraße in Bingen-Stadt. Hierum entspann sich eine lebhafte Diskussion über persönliche Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten, um die Straßen sicherer und attraktiver für den Radverkehr zu machen.

Von den Teilnehmenden und Veranstaltern gab es durchweg sehr positive Resonanz, die Verkehrsverbände VCD, ADFC, der Fahrradbeauftragte und die Polizei werden sich weiterhin für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer in Bingen einsetzen. Veränderungen an der Infrastruktur und der Verkehrslenkung wie Parkverbote oder Einbahnstraßenregelungen werden notwendigerweise dazu gehören. „Nichtstun ist keine Option”, sagt Claudia Kunz vom VCD, „denn das würde bedeuten, dass klima- und umweltfreundliche Mobilität weiterhin für viele Menschen zu unsicher und unattraktiv bleibt“.

(CK)

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