Landesverband Rheinland-Pfalz
Die Nassauische Touristikbahn feiert mit einer Eröffnungsfahrt am 3. November 2024 die Wiedereröffnung eines kleinen Abschnitts der historischen Aartalbahn. Eine vollständige Reaktivierung der stillgelegten südlichen Strecke der Aartalbahn, würde für den Rheingau-Tanus Kreis eine bessere Anbindung an den ÖPNV, der Metropolregion Rhein-Main, bedeuten.
Ein kurzer Exkurs vorab: 1983 wurde der Betrieb für Personenverkehr durch die deutsche Bundesbahn auf dem Abschnitt Wiesbaden – Bad Schwalbach eingestellt. Später wurde die Strecke durch Initiativen und Museumszüge teilweise wiederbelebt. Seit 2009 ruht der Verkehr erneut, Grund dafür ist die Beschädigung einer Brücke durch einen Lkw. 1987 wurde die Aartalbahn wegen ihrer technischen und historischen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt.
2021 beauftragten dann die zuständigen Verkehrsbetriebe und der Rheingau-Taunus-Kreis zwei Planungsbüros mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie, um eine Reaktivierung der Strecke in Betracht voran zu bringen und die Potentiale der Strecke zu ermitteln.
Die Zahlen belegen das Potential der Reaktivierung: Im Einzugsbereich des südlichen Teils der Aartalbahn leben etwa 144.000 Menschen, viele davon in Wiesbaden. Durch neue Wohnflächen, die in und um Tanusstein geplant sind, ist mit einem Einwohnerzuwachs zu rechnen. Diese neuen Wohnflächen liegen günstig zur Trasse der Aartalbahn.
Ziel der Reaktivierung ist eine Erweiterung des Rhein-Main-Bahnliniennetzes in Richtung Taunus und Westerwald. Insbesondere für Berufspendler:innen kann dies eine Entlastung bedeuten.Von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, welche im Rheingau-Tanus-Kreis wohnhaft sind, pendeln 62,2% (Datenstand Juni 2023) in einen anderen Landkreis zur Arbeit. Die Mehrheit von diesen in die Rhein-Main-Region (Abb. 1). In den Rheingau-Taunus-Kreis pendeln 19.095 sozialversicherungspflichtige Beschäftige zu ihrem Arbeitsort (Abb.2).
Bislang gibt es keine Möglichkeit mit der Bahn von Wiesbaden in den Taunus zu fahren. Die geplante Reaktivierung ermöglicht eine Direktverbindung von Wiesbaden-Ost bis nach Bad Schwalbach mit insgesamt 11 Haltepunkten. Davon sind 7 im Rheingau-Taunus Kreis und 4 in Wiesbaden. Alte Haltepunkte der Aartalbahn werden hierfür reaktiviert. Geplant sind aber auch neue Haltepunkte in Wiesbaden für die Erschließung der Stadtteile Kohlheck und Klarenthal sowie zwei Haltepunkte für die Erschließung von Bleidenstadt. Die Fahrtzeit von Wiesbaden-Ost bis nach Bad Schwalbach soll 34 Minuten betragen. Vorgesehen ist ein 60-Minuten-Takt zu den regulären Betriebszeiten und ein 30-Minuten-Takt in den Hauptverkehrszeiten. Am Wochenende soll ebenfalls ein 60-Minuten-Takt angeboten werden. Von Wiesbaden-Ost besteht dann die Möglichkeit auf eine Weiterfahrt nach Wiesbaden Hauptbahnhof oder in die entgegengesetzte Richtung nach Mainz oder Frankfurt.
Neue Verbindungen lassen den ÖPNV auf dieser Strecke wieder an Attraktivität gewinnen. Angesichts der Überlastung der Straßen ist zu erwarten, dass zahlreiche Menschen vom PKW auf den ÖPNV umsteigen, besonders Pendler:innen. Zudem liegt nahe, dass die Haltepunkte in Wiesbaden mit Anbindungen an den städtischen Busverkehr sich positiv auf die Belebung der Innenstadt auswirken.
Die alte Aartalbahntrasse verläuft über Bad Schwalbach hinaus bis nach Diez im Westerwald. Im Februar 2021 wurde von den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen beschlossen, eine Machbarkeitsstudie für den Gesamtstreckenverlauf zu erarbeiten. In Diez bestünde dann Anschluss an die Lahntalbahn und damit dort nach Limburg und Koblenz.
In einem Livestream des Rheingau-Tanus-Kreis wurden Themen wie der Zustand der Strecke, der Bahnhof Bad Schwalbach, mögliche Lärmbelästigungen durch die Inbetriebnahme und der Tourismus auf der Aartalbahn diskutiert.
(RK)