Rheinhessen
Für Holland mit seiner hohen Fahrradaffinität, so berichtet der Arbeits- und Umweltmediziner Detlev Jung, hat man ermittelt, dass allein durch das Fahrradfahren pro Person ein halbes Jahr an zusätzlicher Lebenszeit gewonnen wird.
Auf Einladung des ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) beschreibt Jung in seinem Vortrag basierend auf der derzeitigen Studienlage die medizinischen Gründe, warum körperliche Betätigung und gerade das Rad- (und auch Pedelec-) Fahren förderlich für die Gesundheit ist.
Die Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, den Bewegungsapparat, Entzündungsvorgänge und den Cholesterinhaushalt halten gesund und fit, zusätzlich trägt die Ganzkörperbewegung an der Luft zu Entspannung und Lebensfreude bei. Bei einer Orientierung an den WHO-Empfehlungen zur Bewegung sinkt die Mortalität um 10 bis 40 Prozent. Der Referent thematisiert auch die gesundheitlichen Risiken des Radfahrens. Stürze, Angefahrenwerden, die Einatmung von Luftschadstoffen, das sind ernsthafte Gefährdungen. Gegen einiges kann man sich individuell schützen, zum Beispiel durch den Fahrradhelm oder durch Gefahrenbewusstheit im Straßenverkehr. Für anderes brauche es die Pflege einer Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme und eine fahrradfreundliche Straßengestaltung. Der gesundheitliche Nutzen des Radfahrens überwiege jedoch bei weitem dessen Risiken.
Dem leidenschaftlichen Alltagsradler ist aber ebenso die politische Bedeutung seiner Passion wichtig. Er ist aktiv bei den Scientists for Future, der Initiative aus der Wissenschaft, die öffentlich auf den Klimawandel und die, wenn wir nicht gegensteuern, drohenden Katastrophen aufmerksam macht. Sein Credo: „Jeder und jede von uns kann individuell handeln und Teil der Bewegung werden, die die Klimakatastrophe stoppt.“ Zum Beispiel jeden Tag Wege mit dem Rad zurücklegen. Denn das verursacht praktisch keine klimaschädlichen CO2-Emissionen bzw. beim Pedelec ganz wenig. Wohingegen der Verkehrssektor insgesamt, der vor allem vom Auto geprägt ist, in Deutschland unverändert circa 20 Prozent des Ausstoßes von CO2 bzw. äquivalenter anderer Gase verursacht.
Fazit: „Auf einem Weg das Auto zu nehmen kostet Ressourcen, individuell wie gesellschaftlich. Radfahren, wo es möglich ist, schenkt individuelle Lebenszeit und -freude und fördert das Wohlergehen aller.“