Rheinland-Pfalz

Landesverband Rheinland-Pfalz

Meilenstein nach der Flutkatastrophe

Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Gerolstein und Köln

Ende Juni wurde die Eifelstrecke zwischen Köln und Gerolstein nach fast vierjähriger Unterbrechung wieder für den regulären Zugverkehr freigegeben. „Die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs in Richtung Köln stellt einen bedeutenden Schritt im Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur dar“, sagt SPNV-Nord-Verbandsdirektor Thorsten Müller.

Hier ist ein längerer Fernsehbericht des SWR.

Unter den Ehrengästen bei der Feier waren Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, Ministerin Katrin Eder und der Vorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz. Schnieder, selbst aus der Region stammend, betonte die Bedeutung der Strecke für die Eifel „Unser Ziel ist es, die Zukunft der Eifelstrecke als zentrale Verkehrsachse des Personen- und Güterverkehrs mit regionaler und überregionaler Bedeutung für Mobilität, Wirtschaft und Tourismus sicherzustellen.“

 

Elektrifizierung nicht abgeschlossen

Die Wiederinbetriebnahme umfasst einen 164 Kilometer langen Abschnitt zwischen Köln und Trier (genauer gesagt: bis Gerolstein). In den vergangenen Jahren wurden über 170 Brücken und Durchlässe saniert, 24 Bahnübergänge erneuert und moderne Stellwerke in Gerolstein und Euskirchen installiert. Die Infrastruktur wurde so gestaltet, dass sie zukünftigen Hochwasserereignissen besser standhalten soll.

Trotz der Wiedereröffnung sind die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen, da die Strecke noch nicht vollständig elektrifiziert ist. Dies soll erst Ende 2028 abgeschlossen sein. Für alle Pendler:innen und Fahrgäste der Eifelstrecke heißt es also auch weiterhin: Geduld haben, Schienenersatzverkehr tolerieren und auf eine baldige Fertigstellung hoffen.

Weitere Reaktivierungen geplant

Weniger sichtbar als bei der Eifelstrecke ist, dass es mit der Wiederinbetriebnahme einiger der stillgelegten Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz vorangeht. VCD und Pro Bahn hatten dazu einen Termin im ÖPNV-Ministerium von Katrin Eder. Zwölf Strecken seien einheitlich nach den neuen Kriterien, die auch die Bedeutung für den Klimaschutz einbeziehen, bewertet worden, so dass fundierte Stellungnahmen zu möglichen Reaktivierungen abgegeben werden können. Die finalen Ergebnisse stehen noch nicht zur Verfügung, aber zu erwarten sei, dass mehrere Strecken wieder in Betrieb genommen werden können, sobald die erforderlichen Mittel - zum Beispiel aus dem Investitionsfond des Bundes -  oder bei einer entsprechenden Prioritätensetzung in der nächsten Legislaturperiode fließen. Als Problem stellt sich dabei heraus, dass Anlagen wie etwa ein Bahnübergang heute zum Teil wesentlich schärferen Anforderungen unterliegen als früher. Man hätte sie zwar einfach weiterbetreiben dürfen, aber da die Wiederinbetriebnahme als Neueinrichtung zählt, muss den heute geltenden Anforderungen entsprochen werden. Das verzögert und verteuert die Reaktivierung. Hier das Anspruchsniveau zu begrenzen wäre ein Beispiel für einen Bürokratieabbau, der nicht wie in anderen Fällen als Vorwand für die Abschaffung von Klimaschutzanforderungen dient.

Bahnstrecke Koblenz - Bassenheim

Die jeweilige Rentabilität einer Reaktivierung wird in einer „Nutzen-Kosten-Untersuchung“ (NKU) ermittelt und im „Nutzen-Kosten-Index“ (NKI) ausgedrückt, dem Quotienten der als Geldwerte beschriebenen Nutzen- und Kosten-Werte (für eine kritische Betrachtung der Reduktion auf Geldgrößen vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kosten-Nutzen-Analyse). Dass der NKI größer als 1 heißt daher einfach, dass der Nutzen die Kosten übersteigt und die Investition, in diesem Fall die Streckenreaktivierung, sich lohnt.

Ein herausragendes Beispiel ist die Bahnlinie 3015 von Koblenz ins nahe Umland nach Bassenheim. Die Berechnung des NKI für die Reaktivierung der Umlandstrecke von Koblenz nach Bassenheim ergibt einen Wert weit über 1. Die Maßnahme sollte also unbedingt durchgeführt werden. Keinesfalls darf sie durch die dort seitens des Landesbetriebs Mobilität ebenfalls projektierten Straße verhindert oder kostenmäßig schlecht gerechnet werden.

(CB / RR)

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