Landesverband Rheinland-Pfalz
Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine kurze Strecke von zwei Kilometern zwischen zwei Orten zurücklegen, zu Fuß oder per Rad… und begeben sich dabei in Lebensgefahr. Der vermeintliche Gehweg ist sehr schmal und in schlechtem Zustand, eingepfercht zwischen Bahn und Straße. Einen Fahrradweg oder eine Radspur gibt es nicht. Es gibt keine Geschwindigkeitsbeschränkung, d.h. Kraftfahrzeuge dürfen 100 km/h schnell fahren.
Eine Situation, die es leider häufig zu sehen gibt; so auch auf der B48 zwischen Bingen-Bingerbrück und Münster-Sarmsheim. VCD-Mitglied Claudia Kunz kämpft seit fast drei Jahren für eine Verbesserung der Situation: „Ein Tempolimit wäre das Mindeste, damit man sich auf dem Fahrrad oder zu Fuß nicht wie vogelfrei fühlt.“ Entgegen ihrer Erwartung, mit dem Anliegen auf offene Ohren zu stoßen, erlebt sie seitdem ein beispielloses Behörden-Pingpong. „Die Kreisverwaltung sieht sich nicht in der Lage, gegen den Willen der Stadt Bingen zu entscheiden, welche eine Geschwindigkeitsreduktion ablehnt – obwohl der Landesbetrieb Mobilität, die Verbandsgemeinde Rhein-Nahe und die Polizei eine Herabsetzung der Geschwindigkeit befürworten“, erläutert Kunz.
Stattdessen propagieren die Straßenverkehrsbehörden des Landkreises und der Stadt Bingen die angeblich sichere Alternativroute über Büdesheim auf der K9. „Diese Strecke ist jedoch nicht nur ein erheblicher Umweg, sondern sogar offiziell als besonders gefährlicher Schulweg für Münster-Sarmsheimer Kinder anerkannt“.
Um die Situation auf der B48 und der K9 konkret erfahrbar zu machen, fand am gestrigen Samstag, 12. April, eine Verkehrsbesichtigung per Rad statt. 15 Radfahrende schauten sich die Situation vor Ort an.
Die Teilnehmenden äußerten sich geschockt über die Gegebenheiten: „Das Verhalten der Stadt Bingen und der Kreisverwaltung gefährdet und diskriminiert Zufußgehende und Radfahrende. Muss denn wirklich erst ein Unfall geschehen, damit die zuständigen Behörden verstehen, dass Straßen nicht ausschließlich dem Kfz-Verkehr gehören?“, so der Tenor.
Die gefährliche Situation auf der B48 und der K9 sind leider keine Einzelfälle, im Gegenteil. Viele Alltagsradler müssen tagtäglich gefährliche Teilstücke zwischen naheliegenden und daher eigentlich gut per Rad erreichbaren Orten zurücklegen. Aufgrund des Beispielcharakters der Situation zwischen Bingen und Münster-Sarmsheim wird der VCD hartnäckig dranbleiben, damit die Behörden endlich ihren Kfz-zentrierten Blickwinkel aufweichen und dem Fuß- und Radverkehr eine höhere Priorität einräumen.