Landesverband Rheinland-Pfalz

Die Krise der DB Cargo, der Einzelwagenverkehr und der VCD

Wofür steht DB "Cargo" als Abkürzung?

Antwort: Chaos, aber richtig gut organisiert… - ein Zwischenruf.

Überblick: die Lage bei DB Cargo

Die Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Cargo AG, steckt seit Jahren in der Krise:

  • Jahresverlust 2024 lt. DB-Geschäftsbericht 468 Mio € (468.000.000!);
  • beförderte Güter in Mio. t.: 2024 – 148,6 (nach 163,7 Mio T. in 2023 = Rückgang um 9,2 %);
  • Pünktlichkeit DB Cargo (Deutschland): 68,0% - 2023 waren es noch 70,5%;

Zusätzlich zu diesen schlechten Kennzahlen hat die EU-Kommission entschieden, dass die Verluste von DB Cargo künftig nicht mehr vom Mutterkonzern ausgeglichen werden dürfen. Seit Januar 2025, so die EU-Kommission, müsse DB Cargo ohne Hilfen des Bundes und auch ohne Verlustausgleich durch die anderen Sparten des DB-Konzerns wirtschaftlich rentabel sein. Dem Unternehmen wurde bis Ende 2026 Zeit gegeben, seinen Sanierungsplan zu erfüllen und nachzuweisen, „langfristig rentabel“ zu sein. Nur dann bewertet die EU-Kommission die bisher geleisteten Subventionen nachträglich als zulässige Umstrukturierungsbeihilfe. 

Unter diesen Rahmenbedingungen, die bereits in Frankreich zur Aufteilung der Frachtsparte "SNCF Fret" geführt und Italien zur vollständigen Einstellung des Einzelwagenverkehrs veranlasst haben, hat der Vorstand der DB Cargo AG ein hartes Sanierungskonzept aufgesetzt, das vor allem einen Personalabbau durch Schließung von Standorten, Straffung der Produktion durch Schließung von Rangierbahnhöfen und Effektivierung des Personaleinsatzes in Annäherung an die Produktivität des Personaleinsatzes der privaten Wettbewerber vorsieht.

Werkstättenorganisation der DB Cargo – der "Fall" (Mainz-)Bischofsheim

DB Cargo unterhält aktuell (noch) bundesweit 11 Instandhaltungswerke mit 15 Außenstellen. Bischofsheim (den Älteren noch bekannt als Mainz-Bischofsheim) ist eines dieser Werke der sog. "schweren Instandhaltung", beheimatet Diesel-Verschublokomotiven und ist Instandhaltungswerk für Güterwagen. Bis in die 1980er Jahre war Bischofsheim Heimat-Betriebswerk für Elektrolokomotiven, in seiner besten Zeit bis zu 90 Güterzug-E-Loks. Sie wurden ab 2000 ausgemustert, von den modernen Nachfolge-Bauarten ist keine in Bischofsheim beheimatet. Schon damals begann der langsame Abstieg des Instandhaltungswerks Bischofsheim.

Betrachtet man die 60% Marktanteil der Wettbewerbsbahnen, die ihre Lokomotiven von den Herstellern unterhalten lassen (Full-Service-Verträge mit Leasing und Gestellung von Ersatzlokomotiven aus sog. "Lokpools") und die zahlreichen Güterwagen privater Einsteller, die ebenfalls eigene Werkstätten nutzen, ist offensichtlich, dass die Werkstättenstruktur bei DB Cargo einer Straffung bedarf, wobei die privaten Werkstätten sogar oft bessere Löhne zahlen als die DB, da bei ihnen die Tarife der IG Metall gelten. 

Der Vorstand der DB Cargo unter seiner Vorsitzenden Sigrid Nikutta plant jetzt, eines der 11 Instandhaltungswerke, Bischofsheim, aufzugeben und stillzulegen. Instandhaltungswerke sollen die Instandhaltung von Güterwagen verlieren und nur noch Lokomotiven unterhalten. Von den 15 Außenstellen sollen nur noch 5 übrigbleiben, davon keine in Rheinland-Pfalz. Im Saarland wird das Instandhaltungswerk Saarbrücken, in Baden-Württemberg das in Mannheim, bestehen bleiben. In beiden sind zahlreiche in Rheinland-Pfalz wohnhafte Mitarbeiter (m/w/d) beschäftigt.

Für die Beschäftigten in Bischofsheim besteht Ratio-Schutz nach dem entspr. Tarifvertrag der DB. Die Verhandlungen zwischen dem Gesamtbetriebsrat DB Cargo und dem Vorstand über die neue Werkstättenstruktur sollen noch im September 2025 beginnen.

Der Betriebsrat des Instandhaltungswerks Bischofsheim macht gegen dessen Schließung mobil und drückt seine Sorge um den Bestand des Einzelwagenverkehrs aus.

 

Ein Thema für den VCD?

Ulrich Vogel, stellv. Landesvorsitzender und Bahn-Experte kommentiert: "Ich verstehe die Aktionen des Betriebsrats voll und ganz; es ist seine Aufgabe, sicher für die Arbeitsplätze der Beschäftigten einzusetzen. Jedoch sagt auch der Betriebsrat nicht, wie künftig der Einzelwagenverkehr (EWV) organisiert werden soll und was "die Politik" tun könne, um seinem Bedeutungsverlust entgegen zu wirken." 

“Wir müssen leider erkennen, dass Eisenbahn das Transportmittel für große Mengen über weite Strecken ist. Hier kann der Schienenverkehr seine Systemstärken voll ausspielen, was die vielen Ganz- und Containerzüge in Deutschland zeigen. Geht es aber um kleinere Partien, verästelte Transportstrukturen ohne Bündelungseffekte, hat die Schiene gegenüber dem LKW einen systemischen Nachteil, den sie kaum wettmachen kann. Schmerzlich für alle ökologische Bewegten, aber ein nicht zu bestreitende Tatsache”, erläutert Ulrich Vogel. 

Vogel kommentiert: “Ich bekenne eine gewisse Ratlosigkeit, und mir ist nicht klar, wie sich der VCD positionieren kann, ohne die Realitäten der Transportlogistik und der arbeitsteiligen Volkswirtschaft aus den Augen zu verlieren. Wir können nicht – wie ehedem die DDR – alle Transporte über 50 km auf die Schiene zwingen. Was in der DDR auch nicht funktioniert hat, ist doch die Zahl der Ausnahmegenehmigungen ständig gestiegen. Ratlosigkeit einzuräumen, ist m.E. ehrlicher als Transparente zu schwenken und Phrasen zu wiederholen. Wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass der EWV es nicht ermöglicht, unsere bisherige Lebensweise beizubehalten, also nichts mit erntefrischem Obst und Gemüse im November usw. Nur mal so als Beispiel..”

Eure Diskussionsbeiträge könnt ihr gerne direkt an ulrich.vogel[at]vcd-rlp.de senden.

Quellen

Portfolio Werke Instandhaltung DB Cargo

DB – Daten und Fakten2024

Staatsanzeiger Baden-Württemberg,26.08.2025

Wirtschaftswoche, 26.08.2025

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