Landesverband Rheinland-Pfalz

Der Hochwald-Schnellbus

– die alternative Route über den Hunsrück von Mainz/Bad Kreuznach nach Trier

Wer von Mainz nach Trier oder Gegenrichtung mit dem Regionalverkehr reisen möchte, so dass Deutschland- und Rheinland-Pfalz-Ticket genutzt werden können, wird von der Fahrplanauskunft der DB mit dem RE 2 nach Koblenz, dort mit 12 min.-Anschluss von Gleis 1 nach Gleis 9 mit dem RE 1 entlang der Mosel nach Trier geleitet.

Die Reise dauert – wenn der Anschluss in Koblenz klappt – 2h 37min und verkehrt alle 2 Stunden. Entsprechendes gilt für die Gegenrichtung von Trier nach Mainz.

Eine weithin unbekannte, aber bequeme und eher stressfreie Alternative ist ab Mainz der vlexx-RE 3 (Frankfurt -) Mainz – Saarbrücken, in Idar-Oberstein umsteigen in den Hochwald-Schnellbus, Regio-Buslinie 800, über den Hunsrück am Nationalpark-Tor Erbeskopf vorbei nach Trier. Oder umgekehrt.

Der Hochwald-Schnellbus verkehrt seit 01.08.2022 zwischen Idar-Oberstein Bahnhof und Trier Hauptbahnhof, MO-FR stündlich, an SA und SO 2-stündlich. Den aktuellen Fahrplan findet Ihr hier, Fahrzeit 1h 30min. Betrieben wird die Linie – nach Ausschreibung im Wettbewerb – von Fa. Scherer Reisen aus Gemünden im Hunsrück, die dort zahlreiche Buslinienverkehre betreibt.

Alleinstellungsmerkmal des Hochwald-Schnellbusses sind die seit 01.10.2022 eingesetzten Fahrzeuge: es verkehren Doppeldecker in Fernbus-Qualität. Sie verfügen über 70 Sitzplätze, kostenfreies WLAN, USB-Steckdosen und Leselampen. Zudem gibt es in jedem Bus eine Toilette (!) und einen barrierefreien Mehrzweckbereich zur Nutzung mit Kinderwagen und Rollstuhl. So können die Fahrgäste das "Feeling" der Berliner Doppeldeckerbusse "erfahren", weit weg von Berlin im Hunsrück. Besonders begehrt und leider nicht reservierbar (die Busse sind trotz ihres Komforts "nur" Nahverkehr) sind die 4 Plätze "oben vorne", die eine wunderbare Aussicht auf die reizvolle Landschaft des Hunsrücks bieten. 

Von Mainz aus mit Umsteigen in Idar-Oberstein beträgt die Fahrzeit 2h 03min., d.h. 26 min. länger als mit dem Zug über Koblenz. Als Ausgleich erhalten Reisende eine entspannte Fahrt, in der Regel nicht überfüllt (anders als der RE 2 im Rheintal).

Wichtig zu beachten: Bei Abfrage der Verbindung in der Fahrplanauskunft bitte als Zwischenhalt "Idar-Oberstein" eingeben sowie "Nur D-Ticket-Verbindungen" aktivieren, denn im Hochwald-Schnellbus gelten alle Fahrausweise des Nahverkehrs, d.h. auch das Deutschland- und Rheinland-Pfalz-Ticket.

 

Hintergrund

Die Regio-Buslinien im Konzept des Rheinland-Pfalz- Taktes – Geschichte und aktueller Stand

Im Bundesland Rheinland-Pfalz wurden ab den 1950er-Jahren noch bis 1991 zahlreiche Bahnstrecken im Personenverkehr stillgelegt, die meisten auch im Güterverkehr. Die CDU-Landesregierungen interessierten sich nicht für die Bahnstrecken in der Region und haben die Stilllegungen mehr oder weniger kommentarlos abgenickt; Autobahnen waren dem Zeitgeist entsprechend wichtiger und sind es teilweise bis heute noch (A1-Lückenschluss, B10-Ausbau). 1991 war Rheinland-Pfalz in den ländlichen Regionen vom ÖPNV auf der Schiene weitgehend und im ÖPNV mit Bussen stark entblößt, an Wochenenden konnten selbst Kreisstädte wie Daun, Bitburg, Simmern oder Germersheim nicht auf der Schiene oder mit zumutbarem Busangebot erreicht werden.

Die Wende kam ab 1991 unter dem Verkehrsminister Rainer Brüderle. Zunächst für den Schienenverkehr wurde ein landesweiter Taktfahrplan konzipiert und sukzessive umgesetzt, hinzu kamen einige Streckenreaktivierungen im Süden des Landes. So weit, so gut. Nur war von dem einst dichten Schienennetz – namentlich im Norden des Landes – nicht mehr viel übriggeblieben. Daher ergänzten ab 1996 25 sog. RegioBus-Linien den Schienenpersonenverkehr. Unter Auslassung kleinerer Halte konnten die Fahrzeiten "raumwirksam bedeutender Buslinien" deutlich verkürzt werden, und es wurden erstmals wieder Mittelzentren wie Daun oder Simmern an den vertakteten ÖPNV angeschlossen. Die Regio-Buslinien verkehrten MO-FR im Stundentakt, an Wochenenden überwiegend im 2 Std.-Takt. Zum 1. Januar 2000 wurden damit 9 Millionen Fahrzeugkilometer jährlich erbracht. 

Im Rahmen des Konzepts "Rheinland-Pfalz-Takt 2015" wurde das bestehende Netz grundlegend überarbeitet. Seitdem werden auch Unterzentren stärker eingebunden und neuerdings Linien im Umfeld von Mainz und Ludwigshafen in Regio-Buslinien umgewandelt. 

Die Regio-Buslinien werden von den beiden Nahverkehrs-Zweckverbänden in Koblenz und Kaiserlautern, in der Pfalz auch vom VRN, ausgeschrieben und im Wettbewerb vergeben, wobei eine Eigenwirtschaftlichkeit angestrebt wird (d.h., die Linien können ohne Zuschüsse der Öffentlichen Hand kostendeckend betrieben werden). Ist eine eigenwirtschaftliche Betriebsführung nicht möglich, werden die Regio-Buslinien vom Land aus Regionalisierungsmitteln des Nahverkehrs bezuschusst.

Dieses Konzept fand in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Saarland, NRW und Baden-Württemberg unter unterschiedlichen Namen, aber gleichem Grundkonzept, Nachahmer. Vor allem unser Nachbarland Baden-Württemberg baut es in den letzten Jahren zielstrebig aus, dagegen in Bayern Fehlanzeige und Niedersachsen plant, und plant, und plant weiter, wenn sie nicht gestorben sind, auch in 50 Jahren noch, leider ohne für die Fahrgäste greifbare Resultate.

Rheinland-Pfalz hat das Netz der Regio-Buslinien seit 2015 als Netz der "Regionalen Hauptlinien" stark erweitert. Eine Darstellung mit Erläuterungen zu ausgewählten Regio-Buslinien ist auf den Seiten des Rheinland-Pfalz-Taktes ("rolph") zu finden, eine Übersichtskarte über die Linienführungen und Liniennummern gibt es dort auch, leider nicht als PDF-Download. Unschwer zu erkennen die regionalen Schwerpunkte der Regio-Buslinien im gesamten Norden des Landes (Bereich des Zweckverbandes SchienenPersonenNahVerkehr Rheinland-Pfalz Nord, ZSPNV Nord) und in Rheinhessen (Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, ZÖPNV Süd). In der Pfalz dagegen finden sich nur wenige Regio-Buslinien, weil hier die Stilllegungen von Bahnstrecken nicht so heftig waren wie im Norden und auch Bahnstrecken reaktiviert wurden.

Autor: Ulrich Vogel

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