Landesverband Rheinland-Pfalz
Das Deutschlandticket wird zum 01.01.2026 erneut teurer – sein Preis steigt von aktuell 58 auf dann 63 € (= +8,62% Preissteigerung) – und ist (trotzdem) immer noch das Super-Angebot im Nahverkehr.
In meinen Augen ärgerlich, weil bislang immer noch fehlen:
Warum die Preiserhöhung? Das Deutschlandticket hat die Verkehrsunternehmen in Deutschland finanziell in Schieflage gebracht. Bisher ist im dritten Jahr nach seiner Einführung noch nicht einmal eine halbwegs gerechte Aufteilung der Einnahmen auf die Verkehrsunternehmen gelungen – eigentlich eine Schande für ein Land, das sich "digital" auf die Fahnen geschrieben und dafür eine eigene Ministerin samt einem Heer von Beamten (m/w/d) beschäftigt – was tun die eigentlich den ganzen Tag?
Ursache der jährlich wiederkehrenden Streitereien über die Finanzierung des Deutschlandtickets ist die Teilung in Bundes- und Länderfinanzierung. Der Bund hat seinen Finanzierungsanteil auf 1,5 Mrd. € festgeschrieben, den Rest – und damit auch die Preissteigerungen – sollen die Länder finanzieren, ihnen obliege schließlich die Finanzierung des Regionalverkehrs. Die Streichung oder Verminderung der Steuervergünstigungen für Dienstwagen würde diese Summe problemlos "einspielen", aber wir sind in Deutschland, wo für die Autofahrer alles, für die ÖPNV-Nutzer viel zu wenig getan wird. Oder hat jemand von den Autoparteien CDU und SPD etwas anderes erwartet?
Die Preiserhöhung finde ich sehr ärgerlich. Dennoch werde ich mein Deutschlandticket nicht kündigen, und ich denke, viele Nutzer (m/w/d) werden es ebenfalls behalten, auch wenn jetzt das übliche Geschrei "ich kündige" anhebt.
In Ruhe nachgedacht und richtig gerechnet, ist das Deutschlandticket für alle ÖPNV-Nutzer (m/w/d) die größte Innovation im ÖPNV seit Jahrzehnten. Der Preis liegt nach wie vor unterhalb des Preises einer Monatskarte in einem Verkehrsverbund - und weit unterhalb des Betrages, den man aufwendet, damit sieben Tage die Woche ein Auto vor der Tür steht.
Beispiele:
Vor allem aber bietet das Deutschlandticket bundesweit einen günstigen Monatstarif im Nahverkehr an, ohne dass sich der Fahrgast (m/w/d) mit Tarifzonen, Ringen, Waben und ähnlichen Kreationen der Tarifexperten der Verkehrsverbünde herumschlagen muss. Mir ist in fremden Städten schon oft die Straßenbahn vor der Nase weggefahren, während ich noch die Tarifbestimmungen und die Bedienung des Automaten studiert habe. Das Deutschlandticket stellt somit die "BahnCard100 des Kleinen Mannes", gültig nur im Regionalverkehr, dar. Aber: auch im Regionalverkehr kommt man weit; während der Fernverkehr immer mehr IC(E) Züge abseits der Hauptmagistralen streicht, wird der Regionalverkehr dank langlaufender RE-Züge immer besser.
Bei aller verständlichen Wut über die Preiserhöhung bitte ich Euch innezuhalten und mit kühlem Kopf zu überlegen, ob die Kündigung des D-Tickets wirklich angezeigt ist. Ich wette, jede/r, der einmal so günstig auf Tour gegangen ist, weiß was er/sie an dem D-Ticket hat.
Noch ein Tipp: die DB und andere Bahnunternehmen setzen alles daran, ihre Kunden dahin zu zwingen, sich das D-Ticket nur in die App DB-Navigator zu laden. Chipkarten gibt die DB von wenigen Ausnahmen (S-Bahnen Hamburg, Berlin, München) abgesehen, nicht aus. Auch wenn ich mit meinem Smartphone gut umgehen kann, bevorzuge ich doch das Deutschlandticket als physisches"Ticket", d.h. als Plastikchipkarte. Viele Verkehrsbetriebe bedrucken die Chipkarten zusätzlich mit Bildern von Sehenswürdigkeiten der Stadt (z.B. Dresden mit einem Foto des Zwingers). Ich kann Euch nur empfehlen das D-Ticket dort zu kaufen, wo die Verkehrsbetriebe/-verbünde es als Chipkarte ausgeben. Da Preis und Nutzungsbedingungen überall gleich sind, spricht nichts dagegen, sich das D-Ticket anderswo zu kaufen und sich per Post zusenden zu lassen. Der Verkehrsverbund Stuttgart und die Stuttgarter Straßenbahnen AG drucken auf Wunsch sogar ein Lichtbild auf das Ticket. Wo Ihr das Deutschlandticket auch als Chipkarte kaufen könnt, zeigt die Aufstellung des Vereins Digitalcourage e.V.
Hinweis: der Artikel stellt meine persönliche Meinung dar. Die Preisangaben sind Stand Oktober 2025; mit Tariferhöhungen zum 01.01.2026 ist zu rechnen. Für das Deutschlandticket wird der Preis ab 01.01.2026 verwendet.
Autor: Ulrich Vogel